(MUEB) Nicht nur Teile des Gemeinderates und des Bezirksbeirates sind verärgert, auch die gewerblichen Anrainer der Pforzheimer Straße verstehen nicht, warum einige Fraktionen im Gemeinderat mit einem Antrag zur Umgestaltung der Pforzheimer Straße vorgeprescht sind, ohne sich an die gemeinsame Absprache zu halten.
Es war in den Gremien klar kommuniziert worden, dass die Beratung im Bezirksbeitrat und die Diskussion möglicher Alternativen des Bauamtes der Stadt Stuttgart einem Beschluss vorausgehen.
Sowohl die Vorstände von WeilAktiv als auch Mitglieder des Gemeinderates sowie große Teile des Bezirksbeirates von Weilimdorf fühlen sich von dem Antrag der Fraktionen von Bündnis 90/Die Grünen, SPD, Die Fraktionen (Linke, SÖS, Piraten, Tierschutzpartei) und der PULS-Fraktionsgemeinschaft überrumpelt. „Nicht nur, dass weder die Stadtverwaltung mit ihren Überlegungen zur Pforzheimer Straße fertig sei, noch habe der Bezirksbeirat abschließend über das Thema beraten oder eine Empfehlung dazu abgegeben“, kritisiert Eckhardt Binder, Bezirksbeiratsmitglied und Vorstand von Weilaktiv, die Situation. „Wir sind entsetzt, dass die getroffenen Absprachen zur Meinungsfindung in Sachen Pforzheimer Straße einfach übergangen wurden. Es war vereinbart, dass man sowohl die Anwohner als auch die anderen Akteure in Weilimdorf zur Umgestaltung befragen wird und erst dann zu einer Entscheidung kommt. Der Wunsch der Weilimdorfer spielt für die Antragsteller aber wohl keine Rolle“, ärgern sich Marcus Mannsdörfer und Kris Dujmic, stellvertretend für alle Vorstände von WeilAktiv. „In dem Antrag werden auch eindeutig falsche Aussagen getroffen“, ergänzt Mannsdörfer. „Wir selbst hatten unter vielen Gewerbetreibenden, nicht nur unseren Mitgliedern, eine Umfrage gestartet, bei der völlig andere Wünsche geäußert wurden. Die Antragsteller behaupten, dass die neuen Vorschläge vorteilhaft für Einzelhandel und Gastronomie seien, was die Genannten selbst überhaupt nicht so sehen.“
Die Vorstände sind sich einig: „Wir sind durchaus für eine Verkehrsberuhigung mit Tempo 30 zwischen Mathilden- und Solitudestraße, allerdings halten wir Tempo 20 für völlig übertrieben.“ Nach mittlerweile gemachten, für alle offensichtlichen Erfahrungen in anderen Stadtteilen habe dieselbe Form der Verkehrsberuhigung auf Tempo 20 sowie der damit verbundene Wegfall von Kurzzeitparkplätze zu einem massiven Rückgang des Einzelhandels geführt, führen beide aus. Die Beispiele von Bad Cannstatt und Zuffenhausen, deren Zentren sprächen für sich. „Wir wollen für Weilimdorf verhindern, dass der Handel und Gewerbe hier zu deutlichen Nachteilen kommt “, erklären die Vorstände. Schon jetzt gibt es viele Rückmeldungen, wonach beispielsweise die Bäcker unter hohen Energiekosten und anderen Unwägbarkeiten zu leiden hätten. Weitere negative Veränderung des Standorts Weilimdorf führen, möglicherweise zu Schließungen und Verlagerungen von Handel und Handwerk.
Für viele Anrainer wie Bäckereien, Metzgereien, Ärzte, Reha-Einrichtungen etc. ist gerade der kurze Weg und damit verbundene Kurzzeitparkplätze von existenzieller Bedeutung, damit die Kunden schnell in der Pause oder barrierefrei zu ihnen kommen können. Fallen diese Kurzzeitparkplätze weg, werden sich Gewerbe besser erreichbare Orte suchen oder ganz schließen. WeilAktiv ist noch dabei, Hauseigentümer und Vermieter zu deren Anforderungen in Sachen Umgestaltung zu befragen. Ein erstes Stimmungsbild habe laut den Vorständen auf jeden Fall ergeben, dass der Wegfall von Parkplätzen von den Gewerbetreibenden nicht gewollt sei.
„Wir fordern die Fraktionen auf, ihren Antrag zurückzuziehen und entsprechend der Absprache abzuwarten, was der Bezirksbeirat und die Stadtverwaltung gemeinsam beschließen bzw. vorschlagen“, fordert Marcus Mannsdörfer die Politik auf und Kris Dujmic fügt hinzu: „Die Politik sollte unbedingt bedenken, dass ein Stadtteil nur bei guter Nahversorgung funktionieren kann. Diese sicherzustellen ist ihre Aufgabe. Es ist zielführend, sich nicht gegen den Einzelhandel und das Gewerbe zu stellen, sondern man sollte gemeinsam die beste Lösung entwickeln. Denn alle Akteure tragen eine große Verantwortung für eine zukunftsorientierte Planung im Stadtbezirk, die neben dem Verkehr auch die sonstigen Lebensbedürfnisse der Menschen berücksichtigt“.
die Vorstände von WeilAktiv
Eckhardt Binder
Kris Dujmic
Ralf Futterknecht
Stephan Gier
Marcus Mannsdörfer
Stefan und Andrea Wiertzema
Fotos: Archiv weilimdorf.de Goede/Rometsch