Unfallzahlen und Kriminalität in Weilimdorf in 2024 leicht gestiegen

Alexander Schmidt-Rüdt, Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, Kerstin Richter, Leiterin des Polizeipostens Weilimdorf und Thomas Schembera, Referat Prävention des PP Stuttgart im Bezirksbeirat am 15.10.2025, Foto GOEDE

(RED) Wenn Unfallzahlen wie Kriminalitätsraten steigen, ist dies nie eine gute Nachricht – auch für Weilimdorf nicht. Jedoch hatten Alexander Schmidt-Rüdt, Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, Kerstin Richter, Leiterin des Polizeipostens Weilimdorf und Thomas Schembera, Referat Prävention des PP Stuttgart, auch gute Nachrichten für den Bezirksbeirat am 15. Oktober 2025 zu präsentieren.

Unfallzahlen leicht um 3,23 Prozent gestiegen

Alexander Schmidt-Rüdt, Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, Kerstin Richter, Leiterin des Polizeipostens Weilimdorf und Thomas Schembera, Referat Prävention des PP Stuttgart im Bezirksbeirat am 15.10.2025, Foto GOEDEDie nackten Zahlen für die Unfallstatistik Weilimdorf im Jahr 2024 sind, dass es 831 Verkehrsunfälle gab, was pro Tag 2,28 entspricht (der Fünf-Jahres-Schnitt liegt bei 2,14), was gegenüber 2023 einer Steigerung von 3,23 Prozent entspricht. Im Jahr 2019 lag die Zahl der Verkehrsunfälle in Weilimdorf noch bei 894, im Jahr 2018 waren es noch 957. Somit ist der Stand von „vor Corona“ lange nicht wieder erreicht.

Auch nahm die Zahl der Verkehrsunfälle in Weilimdorf mit Personenschaden von 61 auf 67 zu (ein Plus von 9,84%). So gab es 2024 im Stadtbezirk einen Toten (weilimdorf.de berichtete), 15 Schwerverletzte (9 im Vorjahr) und 65 (62) leicht verletzte Personen. Auch die Unfälle mit Sachschaden nahmen zu (um knapp 24%) – dafür ging die Zahl der Kleinstunfälle von 508 auf 472 zurück, was einem Minus von 7,1 Prozent entspricht. Auch ging die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss um knapp 42 % zurück, ebenso gab es keinen Unfall unter Drogeneinfluss. Sehr negativ: wie bundesweit auch, stieg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Unfallflucht drastisch: von 192 auf 238 (ein Plus von 24%): „Da ist Weilimdorf keine Ausnahme“, so Schmidt-Rüdt zum Gremium.

Während die Zahlen der Unfälle mit der Stadtbahn sich von 2 auf 4 verdoppelten, gab es weiters 14 (Vorjahr 13) Unfälle mit Motorrädern, 2 (Vorjahr 1) Unfälle mit Elektrokleinstfahrzeugen, sowie 10 (Vorjahr 7) Unfälle mit Pedelecs und 13 (Vorjahr 10 Unfälle) mit Fußgängern. Die Zahl der Fahrradunfälle ging von 16 auf 15 zurück (2021 waren es noch 19).

Die Hauptrisikogruppe bei den Unfällen sind und bleiben die Senioren (71 in 2024, 2023 waren es 60), gefolgt von den jüngeren Erwachsenen (41 in 2024, in 2023 waren es 42) und Kindern (5 in 2024, 4 in 2023).

Alexander Schmidt-Rüdt, Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, Kerstin Richter, Leiterin des Polizeipostens Weilimdorf und Thomas Schembera, Referat Prävention des PP Stuttgart im Bezirksbeirat am 15.10.2025, Foto GOEDEDie Hauptunfallhäufungsstrecken war in 2024 die Bergheimer Steige (15 Unfälle, in 2023 waren es 20, 2022 waren es 16). Hauptproblem hier waren Unfälle in den Kurvenbereichen durch „Längsverkehr“ (bedingt durch die engen Fahrspuren, gepaart mit teils zu breiten Fahrzeugen). „Wir kontrollieren die Steige ständig, ziehen immer wieder LKW raus, geben die Verwarnungen raus, lassen sie umkehren wenn möglich“, so Schmidt-Rüdt. Neben der Steige geriet der Kreisverkehr der Solitudestraße mit der Engelbergstraße und Spechtweg in den Fokus: Hier gab es in 2024 immerhin 12 Verkehrsunfälle (Vorjahr 8, in 2022 und 2021 waren es nur 5). Ursache hier war die Ausfahrt aus dem Kreisverkehr zur Bergheimer Steige mit der Einbiegespur von der Engelbergstraße. Auch die Kreuzung der B295 mit der Flachter mit Gerlinger Straße war in 2024 neuerlich mit mehreren Unfällen belegt (5, wie im Vorjahr). Ursachen waren Auffahrunfälle sowie falsche Fahrstreifenwechsel. Ebenso war der Kreisverkehr der Landauerstraße mit der Deidesheimer Straße wieder mit drei Unfällen im Fokus der Polizei (Vorjahr ein Unfall). Ursache auch hier falsche Verhalten bei der Einfahrt bzw. Ausfahrt aus dem Kreisverkehr.

Aktuell versucht das Polizeirevier 8 (Feuerbach-Weilimdorf), die Unfälle durch einige Maßnahmen in den Griff zu bekommen. So werden vermehrt Verkehrsüberwachungen und Kontrollen an den Unfallschwerpunkten durchgeführt, ebenso mehr Prävention bei Kindern, Jugendlichen, Senioren und jungen Fahrern angeboten. Hinzu kommt die Mitwirkung der Polizei im Anhörungsverfahren bei der Gestaltung des Straßenraumes durch die Politik.

Stuttgartweit stiegen die Unfallzahlen allerdings auch: Von 22.437 in 2023 auf 22.,962 in 2024, ein Plus von rund 2,3%. Insgesamt starben im Jahr 2024 in Stuttgart sieben Menschen im Straßenverkehr bei Verkehrsunfällen.

Kriminalität in Weilimdorf steigt 

Mit 1371 Straftaten in 2024 erreicht Weilimdorf den höchsten Stand seit mindestens 2010 (1428 Straftaten, in 2009 waren es 1405), was im Durchschnitt 3,8 Straftaten pro Tag entspricht (der Durchschnitt der letzten 5 Jahre liegt bei 3,4 Straftaten pro Tag). Gegenüber 2023 ist dies eine Steigerung von 13 Prozent. Der Anteil von Nichtdeutschen an den Straftaten im Stadtbezirk Weilimdorf liegt bei 46% (bei einem Bevölkerungsanteil von 26%).

Erfreulich ist jedoch, dass die Aufklärungsquote wenigstens gesteigert werden konnte: Nachdem sie 2022 und 2023 unter 55 % lag, konnte sie in 2024 auf 57% erhöht werden, wenngleich sie Stuttgartweit bei rund 63 Prozent liegt.

Und auch wenn es wieder mehr Straftaten im Stadtbezirk gab – im Vergleich zu allen 23 Stuttgarter Stadtbezirken zählt Weilimdorf zu den 14 sichersten überhaupt: Der Anteil liegt wie z.B. in Botnang, Stammheim oder Degerloch wie Möhringen bei unter drei Prozent.

Alexander Schmidt-Rüdt, Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, Kerstin Richter, Leiterin des Polizeipostens Weilimdorf und Thomas Schembera, Referat Prävention des PP Stuttgart im Bezirksbeirat am 15.10.2025, Foto GOEDEIn ganz Stuttgart wurden im Jahr 2024 insgesamt 54.174 Straftaten begangen, die meisten davon in der Stadtmitte (16.634, was einem Anteil von 30,7% ausmacht). Von den insgesamt 24.079 Tatverdächtigen in Stuttgart waren 10.615 Deutsche (in Weilimdorf waren es 358), 13.464 waren Nichtdeutsche (Anteil 55 %, in Weilimdorf waren es 309, ein Anteil von 46%), sowie 4.180 Flüchtlinge (Anteil 17%, in Weilimdorf nur 69, das entspricht einem Anteil von nur 10%).

Alexander Schmidt-Rüdt, Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, Kerstin Richter, Leiterin des Polizeipostens Weilimdorf und Thomas Schembera, Referat Prävention des PP Stuttgart im Bezirksbeirat am 15.10.2025, Foto GOEDEDie meisten Straftaten wurden in Weilimdorf im Zentrum begangen (38%), gefolgt vom Giebel (22%), Weilimdorf-Nord (13%), Hausen (10%), Bergheim (9%) und Wolfbusch (8%). Den stärksten Anstieg bei den Straftaten gab es jedoch im Giebel (von 198 auf 298 Fälle), in Bergheim stieg die Zahl gegenüber dem Vorjahr von 91 auf 118 Fälle, in Hausen von 118 auf 144. Im Zentrum von Weilimdorf erhöhte sich die Zahl der Straftaten von 516 auf 521 Fälle, in Weilimdorf-Nord ging sie von 185 auf 182 zurück, unverändert sind die Zahlen im Wolfbusch (108).

Rohheitsdelikte in Weilimdorf stark gestiegen

Stark angestiegen sind in 2024 im Stadtbezirk die „Rohheitsdelikte“ (wie Raub, räuberische Erpressung bzw. Körperverletzungen), von 238 Fällen auf 303 (eine Steigerung von 27%).  Insbesondere die Zahl der Körperverletzungen nahm stark zu (von 159 auf 202 Fälle).

Straftaten gegen das Leben gab es wie in den Vorjahren in Weilimdorf keine, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es wie im Vorjahr 26.

Um 16 Prozent nahm auch die Zahl der Vermögens- und Fälschungsdelikte zu (von 202 auf 235), davon waren 177 Betrugsfälle, 56 mal Kreditkartenbetrug und 24 das Erschleichen von Leistungen. 

Extrem zugenommen hat die Sachbeschädigung von KFZ, von 65 auf 87 (ein plus von 34%). Dies sei einer Serie von KFZ-Sachbeschädigungen im Giebel 2023/24 zu „verdanken“, so Alexander Schmidt-Rüdt. Dank einer verstärkten Überwachung konnte ein Tatverdächtiger ermittelt werden, seither ist die Zahl der KFZ-Beschädigungen in Weilimdorf bzw. im Giebel wieder rückläufig. In vielen Fälle konnte aber bislang der Straftäter nicht ermittelt werden.

Feststellen musste Alexander Schmidt-Rüdt, das „vor allem die Jugend bei den Straftaten wie Rohheitsdelikten mehr auffällt“. In diesem Zusammenhang steht auch die Steigerung der „Gewalt gegen Polizeibeamte“, die von 5 auf 17 stieg, eine Zunahme von 240 Prozent.

Stark Rückläufig ist die Zahl der Rauschgiftdelikte, diese hat sich mehr als halbiert. Zu verdanken ist dies aber nicht einem verringerten Konsum, sondern dem neuen Betäubungsmittelgesetz.

Zahl der Diebstähle sank minimal

Die Anzahl der Fahrradiebstähle sank in 2024 leicht von 48 auf 42 (in 2022 waren es 47). Die Zahl der Taschen- (7) wie Ladendiebstähle (46) blieb gegenüber den Vorjahren nahezu unverändert.

Spürbar gestiegen ist die Zahl der Wohnungseinbrüche, von 17 in 2023 auf 27 in 2024. Die meisten wurden in Weilimdorf-Mitte begangen (13). Immerhin wurden nur zehn der Wohnungseinbrüche „vollendet“, die übrigen scheiterten, z.B. an Sicherungsmaßnahmen der Bewohner.

Dennoch ist die Anzahl mit 27 (überwiegend nur versuchten) Wohnungseinbrüchen immer noch gering in Vergleich zu Vorjahren, z.B. 2017 waren es in Weilimdorf 34, in 2018 sogar 65.

Prävention wichtiger denn je

Alexander Schmidt-Rüdt, Leiter der Führungsgruppe des Polizeireviers 8 Kärntner Straße, Kerstin Richter, Leiterin des Polizeipostens Weilimdorf und Thomas Schembera, Referat Prävention des PP Stuttgart im Bezirksbeirat am 15.10.2025, Foto GOEDEIn Zeiten steigender Kriminalität ist die Prävention um so wichtiger, weshalb Thomas Schembera, vom Referat Prävention des Polizeipräsidium Stuttgart zum Ende des Jahresberichtes auf seine Tätigkeit in Weilimdorf einging: „Hauptsächlich bin ich in den Schulen unterwegs, so ab Klasse 3 und 4. Da geht es dann um grundsätzliche Verhaltenstipps sowie das Kennenlernen der Polizei und ihren Arbeitsfeldern“. In den höheren Klassen geht es dann um Gewalt und wie man damit umgehen kann, was Straftaten für rechtliche Folgen haben, aber auch um Drogen. „Ebenso bin ich immer wieder auf Vorträgen bei Senioren, hier geht es vor allem um die Telefontrickbetrüger und Enkeltrinkbetrüger“. 

Schembera wieś auch darauf hin, dass die Polizei eine kostenlose Beratung für daheim anbietet, wenn es um den Einbruchsschutz geht. Eine allgemeine Beratungsstellensuche findet man unter www.k-einbruch.de.

Flüchtlingsunterkünfte in Weilimdorf sind nicht auffällig

Auf Nachfrage vom Bezirksbeirat wies Alexander Schmidt-Rüdt darauf hin, dass eine Auswertung der letzten 1000 Tage ergab, dass es in Weilimdorf in den Einrichtungen 230 Einsätze gegeben hat: „Das entspricht einem Einsatz alle 4,3 Tage und letztlich nur 0,2 Einsätzen pro Einrichtungsplatz“. Mindestens sechs Einsätze waren jedoch auch Fehlalarmen wie falsch ausgelösten Feuermeldern „zu verdanken“. Im Vergleich zu anderen Flüchtlingsunterkünften sei es in Weilimdorf „sehr sehr ruhig“.

Auf Nachfrage aus dem Gremium, ob es stimme, dass im Falle des Aufbau einer LEA in Weilimdorf auch ein Polizeieinrichtung kommen werde, gab Alexander Schmidt-Rüdt zur Antwort, dass ihm das nicht bekannt sei: „Erstmal wird definitiv die Entwicklung im Falle einer Einrichtung beobachtet und dann entschieden, wie man weiter verfährt“.

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