Unsere Bezirksvorsteherin Ulrike Zich geht in den Ruhestand

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDE

(RED) Nach 45 Jahren Tätigkeit für die Landeshauptstadt, davon 34 Jahre als Bezirksvorsteherin, hat der Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung, Kultur und Recht, Dr. Fabian Mayer, die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich am 12. Mai 2023 bei einem Empfang im Holiday Inn in Weilimdorf in den Ruhestand verabschiedet.

Stuttgarts Erster Bürgermeister Dr. Mayer, Foto: GOEDE„England hat eine Queen. Deutschland ist eine Republik. In Weilimdorf schaut das etwas anders aus!“. Mit diesen Worten eröffnete Stuttgarters Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer den Empfang zum Abschied von Bezirksvorsteherin Ulrike Zich. „Mit Ulrike Zich verlieren wir nicht nur unsere erfahrenste Bezirksvorsteherin, sondern eine herausragende Persönlichkeit, die den Stadtbezirk und die Arbeit der Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher als deren Sprecherin maßgeblich geprägt hat“, fügte er hinzu. „Die Zusammenarbeit mit Ulrike Zich war immer vertrauensvoll, konstruktiv und verlässlich. Sie war eine gefragte und hoch geschätzte Ansprechpartnerin innerhalb der Verwaltung, aber auch in der Bürgerschaft.“ Sie sei Mensch und Institution in einem, was vielleicht auch mit Ursache sei, dass für Sie noch keine Nachfolge gefunden werden konnte. 

“Beim letzten Personalgespräch mit ihr im März dachte ich, es ginge um einen Plausch über Amtszeit und Vorbereitung des Abschieds. Doch der dauerte keine zwei Minuten. Stattdessen ging es um Pläne und Ziele für Weilimdorf”, schmunzelte Mayer. Sie prägte keine Amtszeit, sondern eine Ära: “ein echtes Aushängeschild für Stuttgart!”

Ulrike Zich wurde 1955 in Mögglingen geboren. Sie begann ihre Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart 1978 in der Geschäftsstelle des Gemeinderats im damaligen Hauptamt. 1989 wurde sie vom Gemeinderat zur Bezirksvorsteherin des Stadtbezirks Botnang gewählt. Zehn Jahre später, am 1. Januar 1999, wechselte Zich in gleicher Funktion in den Stadtbezirk Weilimdorf und blieb hier bis zu ihrem Dienstende eben jetzt im Mai 2023.

In Weilimdorf wurden während ihrer Amtszeit viele bedeutende Projekte verwirklicht oder angegangen, die zu einem positiven Erscheinungsbild des Stadtbezirks beitragen: Dazu zählen neben dem erfolgreichen Abschluss der Sozialen Stadt Giebel (weilimdorf.de berichtete) auch die Eröffnung des Stadtteilzentrums „Treffpunkt Pfaffenäcker“ mit dem von Bezirksvorsteherin Zich initiierten und umgesetzten Projekt „Hausaufgaben und Betreuung“, die Einrichtung des Jugendcafé 13, die Sanierung der Lindenbachhalle, die Sanierung des Alten Rathauses, die Erweiterung der Marie-Montessori-Schule und die Umgestaltung des Löwen-Platzes.

Durch ihre offene und konstruktive Herangehensweise gelang es Zich stets, mit den betroffenen Akteuren gemeinsam gute Lösungen zu finden. Zahlreiche Runde Tische, wie WeilAktiv, aber auch viele Bürgerbeteiligungen zu Bauvorhaben und Verkehrsthemen wurden unter ihrer Leitung durchgeführt und belegen ihren Willen, etwas für die Menschen zu verändern. Ausdruck davon, wie sehr ihr der Stadtbezirk Weilimdorf mit seiner Lebendigkeit und dem Zusammenhalt am Herzen liegt, sind die von ihr initiierten Stadtfeste zur 775-Jahr-Feier von Weilimdorf (weilimdorf.de berichtete), zum 50-jährigen Bestehen von Giebel (weilimdorf.de berichtete), dem Stadtfest 2006 (weilimdorf.de berichtete) sowie die feierliche Eröffnung des sanierten Löwen-Platzes (weilimdorf.de berichtete).

„Engagement muss wertgeschätzt werden, war ihr Credo. Daher lud sie seit 2001 jährlich engagierte Bürgerinnen und Bürger zu einem Bürgerempfang ein“, fügte Mayer in seinen Aufzählungen hinzu. Ulrike Zich führte ihr Amt mit Weitblick und kümmerte sich nicht nur um aktuelle Planungen, sondern hatte auch wichtige Zukunftsthemen im Blick. Von 2006 bis 2017 organisierte sie insgesamt sieben Zukunftsoffensiven zu den Themen Mobilität, Energie und Soziales. Von 2002 bis 2022 vertrat sie zudem als Sprecherin der äußeren Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher deren Interessen gegenüber der Verwaltung und vermittelte bei unterschiedlichen Interessenslagen.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDE„Zich hat regiert. Wir werden sie vermissen, Sie sind bzw. waren ein Glücksfall für die Landeshauptstadt, Danke für Ihre Persönlichkeit“, lobte Mayer die scheidende Bezirksvorsteherin, die eine gefragte Ansprechpartnerin in allen Ämtern war und bis zum letzten Arbeitstag bemerkenswerte Power beweise bzw. bewiesen habe.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDEAlt-OB Dr. Wolfgang Schuster musste bekennen, dass er Zich nur in 43 der 45 Dienstjahre gekannt habe. „Als ich sie kennenlernte, hat Sie Oberbürgermeister Rommel als Protokollführerin im Gemeinderat gesagt, was er zu sagen hat“, schmunzelte Schuster. Als Bezirksvorsteher müsse man drei Aufgaben beherrschen: Erstens die Politische Leitung, zweitens die bürgerschaftliche Leitung rund um das Ehrenamt, sowie drittens die administrative Aufgabe des Bürgerservice vor Ort. „Du hast hier außerordentliches geleistet und alle drei Aufgaben perfektioniert!“, so Schuster an Zich gewandt. Sie habe jederzeit eine klare Haltung wie positive Energie gehabt: „Es war immer schwer Dir zu widersprechen. Danke für Deine Loyalität für Weilimdorf und Stuttgart“, fügte Schuster an – und verwies mit einem Lächeln auf Wikipedia: „Wir haben keine Queen, aber auf Wikipedia steht zu lesen dass sie Bürgermeisterin von Weilimdorf sei!“.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDEFür den Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart und den Bezirksbeirat Weilimdorf dankten Stadtrat Michael Schrade und Bezirksbeirat Dieter Benz für 24 Jahre in Weilimdorf, die drei Amtszeiten eines Bürgermeisters – oder bezogen auf die Größe Weilimdorfs auch eines Oberbürgermeisters entsprächen. Schrade wies nach, dass kein Bezirksvorsteher in Weilimdorf so lange im Amt gewesen sei wie Zich – und erinnerte an die „Abwerbung“ aus Botnang, zu der Weilimdorfs Landwirt Ludmann eigens mit einem Korb an Obst und Gemüse in den Nachbarbezirk gefahren sei und ihn ihr mit den Worten „Wir wollen dass Sie nach Weil kommen!“ überreicht hat. Dieter Benz fügte hinzu: „Danke, dass Sie es so lange mit uns ausgehalten haben!“ – und zählte viele Projekte im Stadtbezirk auf, die ohne Zich nie zu dem Erfolg geworden wären, der ihnen beschieden war – wie eben die Soziale Stadt, die Entwicklung von Hausen, das Jugendcafe oder auch die Sanierung des Historischen Ensemble wie des Löwen-Platz im Herzen von Weilimdorf. „Immer wenn es schwierig wurde, liefen Sie zur Hochform auf!“, anerkannte Benz.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDEFür die WBO (Weilimdorfer Bürger und Organisationen) Dankte Raf Futterknecht für Zichs Wirken im Stadtbezirk. „Für die Organisation und Gründung der WBO brauchten sie 1999 gerade mal rund 3,5 Stunden“, so Futterknecht – und dankte für ihr Engagement, das über das normale Arbeitsmaß eines Bezirksbeirat immer wieder hinausgegangen sei. „Horst, ab heute gehört Deine Frau Dir allein“, so Futterknecht an Zichs Ehemann gewandt.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDEEckhardt Binder, Vorstand von WeilAktiv e.V. dankte Zich im Namen aller Gewerbetreibenden von Weilimdorf: “Sie waren für uns immer erreichbar, wir werden Sie vermissen. Dies vor allem zum Fassanstich beim Maibaumfest – wie zum Gedichte vortragen am Weihnachtsmarkt und ganz besonders zum Runden Tisch, dem regelmäßigen Austausch der Bezirksvorsteherin mit den Gewerbetreibenden bei einem Glas Wein. Mal sehen, ob wir Ihre Nachfolge zu einer Fortsetzung dieser Traditionen überreden können!”

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDEAuch Mark Bachhofer, Vorstands des Musikverein Weilimdorf hatte so manche Anekdote aus der gemeinsamen Zeit vorzutragen. Diese begann mit Bandkonzerten bereits in Botnang und setzte sich mit der Zusammenarbeit zwischen Zich und dem Musikverein in Weilimdorf fort: „In 14 Konzerten haben Sie bei uns nicht weniger als 166 Musikstücke angekündigt!“, wusste Bachhofer zu erzählen. Grund genug, Zich als Dank eine Freikarte auf Lebenszeit für alle Konzerte des Musikvereins zu überreichen.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDEFür die Evangelische und Katholische Kirche in Weilimdorf hatten Pfarrer Matthias Hambücher und Pfarrerin Dorothea Kik für Zich eine ökumenisch-weltliche Challange vorbereitet. Nur mit Bestehen der Fragen mit richtigen Antworten könne man sie ruhigen Gewissens in den Ruhestand gehen lassen. Doch Zich hatte für alle „12 Fragen aus 24 Jahren“ umgehend die richtige Antwort zur Hand, egal ob es z.B. „der bunte Camillo von Weilimdorf“ gewesen sei, den es zu benennen galt (Anmerkung der Red.: Pfarrer Schäfer war gefragt), wann die Kirchen in Weilimdorf öffentlich den Menschen im Stadtbezirk die Füße gewaschen haben (Anmerkung der Red.: zur 775-Jahr-Feier) – oder eben auch die Umschreibung des „Pfarrerstammtisch“, zu dem Zich regelmäßig einlud.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDE

Bezirksvorsteherin Ulrike Zich hatte zum Schluss das Wort: “Von vielen hier will ich mich eigentlich gar nicht verabschieden”, sagte sie in ihrer Dankesrede an die Vertreter des Gemeinwesens, der Politik und der Verwaltung. Während Ihres Berufslebens hat Zich vier Oberbürgermeister und fünf Bürgermeister als Vorgesetzte erlebt. Den Landtagsabgeordneten Dr. Reinhard Löffler kennt sie noch aus der gemeinsamen Zeit im Botnanger Bezirksbeirat – und der einstige Weilimdorfer Bezirksbeirat Eberhard Keller ist inzwischen Bürgermeister in Ebersbach an der Fils.

Zich resümierte mit Blick auf Ihren beruflichen Werdegang: „Ich hatte in all den Jahren das Glück, dass die Aufgaben immer zu mir gekommen sind“ – und zählte Wegstationen und Menschen aus Ihren Leben auf, die Sie geprägt und unterstützt haben und mit denen sie zusammenarbeiten durfte: „Ich hatte immer und überall Menschen, auf die ich mich verlassen konnte“, so Zich dankbar. 

Ganz wichtig seien hierbei ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie ganz besonders lobte. “Ohne sie ist man nix, wenn sie nicht da sind, ist man verloren! Möge die Nachfolge mit Ihnen anständig umgehen!”, sie haben es verdient. Ganz besonders erwähnte sie dabei Erika Rosenitsch, die schon in Botnang und dann auch in Weilimdorf ihre Stellvertreterin war: „Uns verbindet ein tiefes Vertrauen und Verständnis – auch ohne Worte. Wenn wir uns angucket, wisse mer Bescheid“, so Zich.

Zu den noch offenen Themen im Stadtbezirk meinte sie: „Letztlich hätte ich meinen Abschied gerne in unserem neuen Bürgerhaus gefeiert – aber so lange wollte ich nun doch nicht mehr warten”, lachte Zich.

Musikschule EberhardFür die musikalische Umrahmung des Abends sorgten der Musikverein Weilimdorf, der Wolfbusch Kinder- und Jugenchor, die Musikschule Stuttgart sowie die Musikschule Eberhard und das Männerchorprojekt Weilimdorf.

Verabschiedung Bezirksvorsteherin Ulrike Zich in den Ruhestand, Foto: GOEDEAbgeschlossen wurde der Empfang mit dem Anschnitt einer Torte vom Weilimdorfer Heimatkreis – und einem schwäbisch-italienischem CrossOver-Buffet aus der Küche des Holiday Inns.

Eine Bildergalerie gibt Einblick in den Emfpang zum Abschied der Bezirksvorsteherin Ulrike Zich (Bilder können per Klick vergrößert werden):

Fotos © Hans-Martin Goede


Gedicht des Weilimdorfer Heimatkreises für
QUEEN ULRIKE I. von Weil

Aus Stuttgarts Mitte erst Botnang, dann Weil,
fast 1/4 Jahrhundert im nordwestlichen Teil.
Vor ihr hatten wir eine reine „Männerwelt“,
wie man in der Chronik hat schnell festgestellt.

Unsere QUEEN von WEIL allen gut gefällt-
ist sie doch stets wie „aus dem Ei gepellt!
Haare früher blond, heute elegantes Grau,
Ulrike I. – die Nummer 1 im ganzen Gau!

Immer Haltung zeigen bei Wetter und Wind,
Freie Reden halten – auch Dichten geschwind!
Moderieren auf der Bühne oder stehend am Tisch,
Ulrike, die 1., meistert selbst den Fassanstich.

Trotz schrägen E-Mails immer Nerven behalten,
Ruhe bewahren, Humor und Lust sich erhalten;
Jeden nett anlächeln, immer freundlich reden
und ggf. sogar noch Müll ums Rathaus aufheben.

Für den wohlverdienten (Un-) Ruhestand
wünschen wir unserer Queen nun allerhand:
Bleib‘ optimistisch und gesund –
und genieße jede Stund‘- auch in unsrer Rund‘!

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