(RED) Das Windrad auf dem Grünen Heiner ist für den Stadtbezirk Weilimdorf mittlerweile zum Wahrzeichen geworden. Doch es ist in die Jahre gekommen. Das „Repowering“ steht in den Startlöchern, wie der Bezirksbeirat nun am 22. Januar 2025 erfuhr.
Seit dem März 2000 ist das Windrad auf dem „Weilemer Hausberg“ ein Garant für Grünen Strom. Immerhin waren dies Jahr für Jahr zwischen ca. 600.000 und teils über 800.000 Kilowattstunden „grüne Energie“ (zum Vergleich: ein normaler Haushalt verbraucht im Jahr ca. 3500 kwh Strom). Im Sommer 2020 wurden erstmals umfassende Sanierungsarbeiten an der Windkraftanlage vorgenommen (weilimdorf.de berichtete). Doch seit dem November 2022 ist klar, dass die Anlage veraltet ist und ausgetauscht werden muss (weilimdorf.de berichtete).
In der Bezirksbeiratssitzung wurden nun erstmals die aktuellen Planungen für das „Repowering“ durch Wilfried Haas vom Betreiber GEDEA und Tobias Jäger von den Stadtwerken Stuttgart öffentlich vorgestellt.
„Die erforderlichen Untersuchungen wurden auf Grundlage einer Relevanzprüfung festgelegt, in 2023 wurden umfassende Untersuchungen am Heiner vorgenommen“, so Haas an das Gremium gewandt. Dazu habe ein Monitoring der Fledermauspopulation gehört, wie auch die Erforschung des Lebensraum der Haselmaus, ob es windkraftempfindliche Vögel am und um den Heimer gebe, Rastvögel sich dort aufhalten bzw. ob Repitilien wie die Zauneidechse und Schlingnatter um Umfeld der Zuwegung und möglichen Baustelle leben. Auch wurde das Vorkommen von Wildbienen erforscht.
Daraus ergeben sich – so die Planungen von den Behörden genehmigt werden, während einer voraussichtlichen Bauphase in 2027 von Oktober bis Februar der Rückschnitt von Gehölzen (dazu gehört auch das Fällen einzelner Bäume, die abschließend durch neue ersetzt werden), die Umsiedelung von Wildbienennestern vor Baubegnn und Schaffung von Mikro-Steilwänden, sowie der Schutz der Reptilienhabitate von April bis September. „Grundsätzlich wird es keine negativen Beeinträchtigungen für die Vogelpopulation geben“, so Haas.
Ist die neue Anlage, die eine Leistung von 4,2 Megawatt haben soll und statt 81 dann 138 Meter hoch über den Heiner aufragen wird, in Betrieb, wird es zeitweilige Abschaltungen zum Schutz der Fledermäuse geben – immer abhängig von Windgeschwindigkeit, Temperatur und Feuchtigkeit. Auch wird nachts die Leistung aus Lärmschutzgründen reduziert werden.
Mit dem Baubeginn wird das alte Windrad (aktuelle Daten gibt es HIER) abgebaut: „Ob wir einen Käufer dafür finden – wissen wir heute noch nicht. Die Rotoren können nicht mehr wiederverwendet werden, diese werden zersägt und verbrannt. Doch Technik, Beton und Stahl können wiederverwendet – oder recycelt werden“, so Haas und Jäger auf Nachfrage aus dem Gremium.
Das neue Windrad wird weniger Meter weiter nördlich des bisherigen Standorts aufgebaut werden. Um das Plateau zu erhalten, wird der Heiner auf seiner Kuppe um ca. sechs Meter abgetragen. Ein Krahn wird die neue Anlage aufrichten. Der neue Lieferant des größeren Windrad wird auch der „alte“ sein: ENERCON ist der einzige Hersteller für derartige „Kleinanlagen“: „Auch wenn auf der Schaugrafik das neue Windrad sehr groß aussieht – für heutige Verhältnisse ist auch das neue Windrad sehr klein“, so Haas.
Wie die Natur haben auch die Segelflieger am Heiner – außer während der Bauphase – mit wenig Einschränkungen zu rechnen: „Die Start und Landeplätze wird es weiterhin geben, auch die größeren Rotoren, die elf Meter über dem Grund schweben werden, dürften für die Segler kein Problem darstellen“, so Haas beruhigend auf Nachfrage der Bezirksbeiräte. Die Aussichtsplattform wird während des sechs bis neun Monate dauernden Ab- und Neubau entfernt werden – ob diese nach Fertigstellung wieder aufgebaut wird, konnten weder Haas noch Jäger beantworten, dies sei Sache des Garten- und Friedhofamtes der Landeshauptstadt Stuttgart.
Übrigens: Wer heute schon wissen will, wie das neue Windrad am Heiner aussehen wird, muss nach München fahren. Gegenüber der Allianz-Arena steht ein Baugleiches nahe der Autobahn A7.