(BG) Der Sitzungssaal des alten Rathaus in Weilimdorf war am Abend des 09. April 2025 gut gefüllt mit engagierten Menschen, interessanten Gesprächen und spannende Aussichten für weitere Aktionen der Initiative Weil für Demokratie und Zusammenhalt.
Zunächst stand auf der Agenda: „Wie fühlen sich Menschen mit Migrationshintergrund angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen?“
Zweiter Tagespunkt waren die Ergebnisse der Arbeitsgruppe zu weiteren Aktionen der Initiative.
Es waren zahlreiche Unterstützer der Initiative sowie auch neue Gesichter anwesend. Einige Teilnehmer folgten dem Aufruf der Einladung ihre Gedanken als Mensch mit Migrationshintergrund mit uns zu teilen. Aus den Reihen des Jugendrat Weilimdorf durfte das Plenum Miray Bugday begrüßen, die sich den Teilnehmern vorstellte und auch das Interesse des Jugendrats bekundete sich bei einer nächsten Podiumsdiskussion mit einzubringen.
Barbara Graf leitete den Abend mit einem Zitat aus der Stuttgarter Zeitung über die Wichtigkeit der christlichen Nächstenliebe ein und fragte:
Wie wirken auf Sie Begriffe aus dem Wahlkampf wie „Migration“ und „Re-Migration“ oder Ansichten einer gewissen Partei, Menschen, die aus diversen Gründen als unpassend definiert werden, nach Madagaskar abschieben zu können.
Die Teilnehmer diskutierten in Gruppen angeregt, wie sie sich durch die politischen Diskussionen in ihrem Arbeitsumfeld oder der Öffentlichkeit wahrgenommen fühlen und welche Erwartungen sie an uns haben.
Eine gute Nachricht an diesem Abend: den Rechtsruck in der Politik konnte man in Weilimdorf bislang öffentlich nicht wahrnehmen, sondern es wurde im Gegenteil mit Freude ausgedrückt, wie man z.B. auch als Person mit ausländischen Wurzeln Zuspruch findet und sogar in Ämter gewählt wird, was in der eigenen Heimat für Ausländer nicht denkbar wäre.
Einige Stimmen wagten den Vergleich, den sie auch aus ihrer Heimat kennen, dass Menschen mit der aktuellen Politik unzufrieden sind und dies über den Wahlzettel ausdrücken. Auch hier in Deutschland ist dies zu spüren, doch machen sich diese Wähler nicht bewusst, was die Nebenwirkungen solchen Verhaltens sind.
Die Bürokratie in Deutschland wird oft als Hindernis und im Umkehrschluss Sprache als Schlüssel für eine Integration wahrgenommen. Wünsche nach mehr Wohnraum und spürbaren Ergebnissen von Politik wurden ausgedrückt.
Auch Menschen mit Migrationshintergrund reagieren teilweise ablehnend gegenüber neu Zuziehenden. Das wurde damit erklärt, dass heute Menschen teilweise mit offeneren Armen empfangen und finanziell besser unterstützt werden als vor einigen Jahrzehnten die Gastarbeiter z.B. aus Griechenland. Dies könnte zu Neid oder Frust führen.
Eine lebhafte Diskussion gab es an einem Tisch, an dem die Befürchtung vorgebracht wurde, die alte bzw. neue Heimat zu verlieren. Angesichts der so vielfältigen Veränderungen gerade, breitet sich bei etlichen Menschen Angst aus.
Einige der Zugewanderten drückten ihren Dank aus für die Chance, in Deutschland ihre Meinung äußern zu dürfen, hier einen sicheren Ort gefunden zu haben und nicht mehr in ihrer alten Heimat in Angst leben müssen. Als gelernte Optiker und Pfleger suchen sie hier nun einen Neuanfang. Und der Abend hat ihnen mehr für das Lernen der deutschen Sprache gebracht als so mancher Sprachkurs.
Ein 2015 nach Deutschland Geflüchteter berichtete, dass alle Zugewanderten aus seinem Umfeld nun berufstätig sind, auch wenn es zahlreiche bürokratische Hürden zu überwinden gaklt und weiterhin gilt. Ohne diese vielen Menschen, die in Berufen wie der Pflege arbeiten würden, würde schließlich in Deutschland vieles nicht mehr funktionieren. Dringend fanden alle: miteinander reden, Alltägliches austauschen, Gemeinschaft bilden!
Im zweiten Teil des Abends stellte die Arbeitsgruppe „Aktionen“ ihre Ergebnisse dar und gab dem Plenum die Möglichkeit gemeinsam abzustimmen, welche Aktionen wir als Initiative zeitnah angehen könnten.
Aus zehn möglichen Aktionen und Veranstaltungen wurde drei ausgewählt, für die gleich Verantwortliche und Unterstützer gefunden werden konnten.
Den größten Zuspruch fand die Idee bei Märkten und Festen eine Gesprächsecke „WEIL“ zu organisieren als Zulaufpunkt für Gespräche und Begegnungen. Darauf folgte der Wunsch die Filmvorführungen und anschließenden Diskussionsrunden fortzuführen. Als dritter Punkt wurde die „Putz-Aktion“ gewählt mit dem Ziel einen gewissen Platz oder einen Bereich in Weilimdorf von Müll zu befreien und dabei mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Zu dieser Idee gab es noch Anmerkungen aus dem Plenum, dass hier Orte gewählt werden sollten, bei denen ein größtmöglicher Bevölkerungskreis einen Benefit davonträgt, sowie dass die Teilnehmer irgendwie mit der Initiative WEIL in Verbindung gebracht werden sollten durch entsprechende Erkennungszeichen. Die Arbeitsgruppe wird diese Anregungen für die weitere Planung mitnehmen.
Die Aktionsgruppen mit ihren drei bis fünf Teilnehmern wurden letztendlich noch gebeten sich entsprechend zu vernetzen und in die Ausgestaltung weiter einzusteigen.
Zuletzt gab Barbara Graf noch eine kurze Info, dass die Initiative beim Thema Vereinsgründung einen Schritt weitergekommen ist in Bezug einer Satzung und deren Prüfung.
Das nächste Plenum findet am 4. Juni 2025 um 19.30 Uhr im Alten Rathaus statt. Teilnehmende und Initiatoren konnten nach einem gelungenen Abend zufrieden nach Hause gehen.