Weilimdorfer Geschichte erlebbar gemacht

(tom) Der Weilimdorfer Heimatkreis hat kürzlich insgesamt 13 Schilder zur Ortsgeschichte offiziell eingeweiht. Mit diesen Schildern hat der Heimatkreis Ortsgeschichte erlebbar gemacht

Wer in jüngster Zeit einen Spaziergang durch Weilimdorf gemacht hat, dem ist vermutlich schon am einen oder anderen Gebäude ein neues Schild aufgefallen. Die Idee, die Geschichte der historischen Gebäude von Weilimdorf mit Schildern erlebbar zu machen, gebe es schon länger. Vor eineinhalb Jahren hat der Heimatkreis mit der Umsetzung dieser Idee begonnen. Alle Eigentümer der historischen Gebäude seien von der Idee begeistert gewesen, freut sich die Vorsitzende, Edeltraud John.

Vor Ort bei der Einweihung war auch Bezirksvorsteher Julian Schahl, der sich bei den Initiatoren und bei den Eigentümer bedankte. Mit den Schildern sei ein historischer Stadtrundgang entstanden. Er freue sich schon auf den ersten gemeinsamen Rundgang, so Schahl.

John bedankte sich an der Stelle beim Bezirksbeirat, der die Erstellung der Schilder mit Mitteln aus dem Bezirksbudget unterstützt hat, bei den Eigentümern für ihre Bereitschaft die Schilder an ihren Gebäuden anbringen zu lassen, bei der Künstlerin Ellen Raith-Kraak, von der die Schilder grafisch gestaltet wurden, bei der Firma Ammann, die das Aufhängen der Schilder übernommen hat und beim gesamten Team des Heimatkreises, das an der Recherche und beim Erstellen der Texte für die Schilder mit von der Partie war, insbesondere bei Walter Niklos. Ein großes Dankeschön sprach John auch Jinken Mende von der Unteren Denkmalschutzbehörde aus, die das Projekt begleitet und unterstützt hat. Erst mit der Zustimmung der Unteren Denkmalschutzbehörde sei die Umsetzung der Idee letztlich möglich geworden. Niklos erklärte in einem kurzen Statement, dass die Schilder auch Pflege und Weitergabe des kulturellen Erbes von Weilimdorf seien.

Idee stieß auf offene Ohren

Bei der Familie Mauch, Eigentümer der Gebäude Glemsgaustraße 29 und 31 und Maierhof 1, die auf dem Gelände es ehemaligen Maierhofs stehen, habe man mit der Idee regelrecht offene Türen eingerannt, erzählt John. Familie Mauch wollte schon selbst eine Holztafel zur Geschichte des Hofs anbringen. Genau diese Holztafel habe bereits Lina Mauch, die im Zweiten Welkrieg mit ihrem Sohn Karl einen schweren Bombenangriff im Adler-Stollen überlebt hatte, am ehemaligen Maierhof anbringen lassen. Ihr Mann Karl und zehn Mitbewohner hatte diesen Bombenangriff nicht überlebt. Auf der neuen Tafel zum Maierhof erfährt man nun auch, dass der Zehnt- oder Maierhof wohl der älteste Bauernhof im Ort war. Bereits 1414 würden die Herren vom Maierhof auch als Besitzer des Maierwalds erwähnt, heißt es auf der Tafel. Um 1700 gehörte der Hof vier Bauern. Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts war er dann im Besitz von Johann Michael Mauch, der den Hof seinem Sohn Wilhelm Albert vererbt hat. Dessen Sohn Karl – der im Zweiten Weltkrieg ums Leben kam – übernahm den Hof 1921. Nach seinem Tod führte seine Frau Lina den Hof bis 1955 allein weiter. Ab 1972 wurden dann nach und nach die neuen Gebäude auf dem Gelände errichtet.

Weitere Schilder, sind beispielsweise an einem der ältesten Gebäude Weilimdorfs aus dem Jahr 1604 angebracht. In dem ehemaligen Bauernhaus befand sich später der Salon Schreiber. Ein Schild hängt am „Haus Dachtler“ in dem sich einst das Gasthaus zum Lamm befand und später das beliebte Café Dachtler, ein weiteres am ehemaligen Amtssitz des Tübinger Universitätspfleger und späteren Gutshof Maier.

Auf zwei Schildern werden Weingartenhäuser beschrieben. Beide Gebäude sind Hinweis darauf, dass Weilimdorf einst eine Weinbaugemeinde war. Die Weinbaufläche in Weilimdorf dürfte bis zu 100 Hektar betragen haben. Angebaut wurde Wein bis Mitte des 19. Jahrhunderts, dann nahm der Weinbau ab. Angebaut wurden übrigens Silvaner, Elbling, Trollinger und der sogenannte „Schmelzer“.

Ein Schild wurde auch am Gartenhäuschen im ehemaligen Pfarrgarten bei der Oswald-Kirche angebracht. Dort ist auch ein Schild zum Gertrud-und-Otto-Mörike-Weg, auf dem das Wirken des Pfarrer-Ehepaars Mörike an der Oswald-Kirche unter anderem in der Zeit des Nationalsozialismus beschrieben wird.

Über die bisher beschriebenen Häuser hinaus gibt es in Weilimdorf natürlich noch weitere historische Gebäude. „Eigentümer solcher Gebäude können sich gerne beim Heimatkreis melden“, erklärt John. Am 27. Oktober wird es übrigens einen „Gang durch den Flecken“ geben, bei dem ein Besuch der historischen Gebäude auf dem Programm steht. Wer dabei sein möchte, kann sich den Termin jetzt schon vormerken.

Weitere Termine des Heimatkreises sind ein ortsgeschichtlicher Spaziergang verbunden mit einem Besuch des Alten Friedhofs am kommenden Sonntag, 16. Juni um 15 Uhr (Nähere Infos bei Edeltraud John). Am 29. September 2024 findet im Alten Rathaus eine Matinée statt, bei der „Perspektiven für das Lindentäle“ das Thema sind. Weitere Matinée-Termine im Alten Rathaus sind am 20. Oktober (Historischer Spaziergang durch den Wolfbusch) und am 10. November (Weilimdorfer Stolpersteine). Am 23. November 2024 findet wieder eine Lichtkarz mit Ulrike Krawczyk im Alten Rathaus statt (Beginn 17 Uhr) und in der Stadtteilbibliothek Weilimdorf kann in der Vorweihnachtszeit die „Engel-Werkstatt“ bewundert werden.

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