Am 1. April 1929 wurde der Zusammenschluss Feuerbachs mit Weil im Dorf feierlich begangen. Jahrelange Verhandlungen gingen dieser Gemeindevereinigung voraus. Dabei war die Verlängerung der Straßenbahnverbindung von Feuerbach über Weilimdorf nach Gerlingen ein besonders wichtiges Anliegen der Weilimdorfer. Am 21. Oktober 1921 brachte der Feuerbacher Oberbürgermeister Wilhelm Geiger den Gedanken einer Vereinigung erstmals in die Gremien ein. Vertreter beider Gemeinden stellten am 19. August 1922 eine grundsätzliche Bereitschaft zur Vereinigung fest. Die Weilimdorfer Bevölkerung war am 26. April 1925 aufgefordert, in einer Abstimmung über die Eingemeindung nach Feuerbach zu entscheiden. Das Ergebnis war beein-druckend: 81 % stimmten für einen Anschluss an Feuerbach. Der Vertrag wurde am 25.3.1926 von den beiden Gemeinderäten unterzeichnet. Noch im gleichen Monat erfolgte die Vorlage an die Regierung Am 27. November 1928 hat der Württembergische Landtag das „Gesetz über die Vereinigung von Weil im Dorf mit Feuerbach“ einstimmig beschlossen. Für den Verlust der Gemeinde Weilimdorf wurde das Oberamt (Landkreis) Leonberg von Feuerbach mit einer einmaligen Zahlung von 200.000 Reichsmark entschädigt. Die Stadt Feuerbach verdoppelte mit der Eingemeindung Weilimdorfs seine Gebietsfläche und gewann 4.000 Einwohner hinzu.
Feierliche Gemeinderatssitzungen
Am Ostermontag, dem 1. April 1929 fand die Gemeindevereinigung statt. Vormittags wurde eine gemeinsame Sitzung der Gemeinderäte von Feuerbach und Weilimdorf im Weilimdorfer Rathaus abgehalten. Dabei wurde die Übergabe und Übernahme der Verwaltung in feierlicher Weise vorgenommen. Der bisherige Weilimdorfer Gemeinderat erklärte seine Arbeit für beendet. Im Anschluss fand die Festsitzung im Feuerbacher Rathaus statt. Die vier gewählten Vertreter Weilimdorfs Otto Berner, Gustav Härlin, Christian Kempf und Karl Wolfangel wurden von Oberbürgermeister Geiger per Handschlag als neue Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Feuerbach verpflichtet.
„städtische Manieren“
Der Weilimdorfer Schultheiß Gotthilf Dreher bat in seiner Rede um Nachsicht, wenn Weilimdorf nicht so rasch in allen Teilen „städtische Manieren“ annehmen könne. Die Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats Feuerbach begrüßten die neue Gemeinde im Stadtverband.
Der galante Feuerbacher
Die einzige Gemeinderätin Feuerbachs Auguste Happold sprach besonders die Bürgerinnen Weilimdorfs an. Mit den Worten „ Der richtige Feuerbacher ist ein galanter Mann, mit dem man gut zusammenleben kann“ wollte sie den Weilimdorferinnen Mut bei dem Schritt in den neuen Bund machen.
Weilimdorf feiert
Am Nachmittag begann die öffentliche Feier vor dem Weilimdorfer Rathaus. Alle Redner brachten den Wunsch zum Ausdruck, dass sich diese Gemeindevereinigung zum Wohl der Stadt Feuerbach und des neuen Stadtteils Weilimdorf auswirken möge. Dabei beteiligten sich Gesang, Musik- und Turnvereine aus Weilimdorf und Feuerbach. In den Gaststätten wurde das Ereignis bis in den späten Abend gefeiert.
Die Straßenbahn Feuerbach- Weilimdorf-Gerlingen als Wegbereiter der Gemeindevereinigung
Bereits 1912 wurde der Weilimdorfer Wunsch vorgetragen, die Stuttgarter Straßenbahnlinie über Feuerbach hinaus nach Weilimdorf und Gerlingen zu verlängern. Die Verhandlungen mit der SSB gestalteten sich sehr schwierig. Die Planungen wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen. In den folgenden Jahren war die Linienführung eine große Frage. Weilimdorf wollte eine Strecke, die vor dem Bergheimer Hof nach Gerlingen abbiegt. Der Vorschlag der SSB sah eine kürzere und damit billiger Lösung vor: Quer durch den Fasanengarten nach Gerlingen. Die SSB wollte „keine Straßenbahn in den Schwarzwald bauen“ wie damals zitiert wurde. Erst als sich die Stadt Feuerbach entschloss eine eigene Straßenbahnlinie zu bauen, wurde diese Verbindung hergestellt und Ende 1926 eröffnet. Damit war auch die Grundlage für die Gemeindevereinigung gelegt.
Zwangseingemeindung 1933
Wenige Wochen nach Hitlers Machtantritt wurde die Stadt Feuerbach mit ihrem Stadtteil Weilimdorf am 1.5.1933 in die Großstadt Stuttgart Zwangseingemeindet. Damit endete die gemeinsame Stadtgeschichte von Feuerbach und Weilimdorf.