Felder-Rundfahrt im Unimog

(tom). Üblicherweise laden die Weilimdorfer Landwirte im Juli zu einer Felder-Rundfahrt ein. Im vergangenen Jahr musste die Rundfahrt wegen der Pandemie abgesagt werden. In diesem Jahr gab es für die Redaktion eine „exklusive“ Rundfahrt im Unimog.

Die traditionelle Felder-Rundfahrt, an der in den vergangenen Jahren immer viele interessierte Weilimdorferinnen und Weilimdorfer teilgenommen haben, muss 2021 wie schon im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie ausfallen. „Wir hätten die Rundfahrt gerne wieder angeboten“, bedauert der landwirtschaftlichen Obmann von Weilimdorf Konrad Ritz. Um die Interessierten trotzdem über die Situation auf den Feldern rund um Weilimdorf zu informieren, hat er zu besagter Rundfahrt eingeladen.

2020 war ein normales Jahr
Mit Blick auf das vergangene Jahr hielt Ritz gleich zu Beginn fest, dass die Ernte 2020 normal gewesen sei. Ertragssteigerungen habe man im Grunde schon seit den 1980er Jahren nicht mehr, weil das Wasser fehle und die Hitze zunimmt. Bei Hitze reife beispielsweise der Weizen zu schnell und das koste Ertrag, erklärt Ritz. Die Schwäbische Alb und der Norden Deutschlands profitiere von der Hitze, weil es dort etwas kälter sei.

Die Aussaat des Wintergetreides sei unproblematisch gewesen, weil der Boden sehr feucht war, berichtet Ritz weiter. Ein Kollege habe sehr treffend festgestellt, dass man fast schon nicht mehr gewusst habe, was ein dreckiger Herbst ist. „Im letzten Jahr hatten wir mal wieder einen dreckigen Herbst.”

Gerste meist früh gesät
In diesem Jahr seien Gerste und Zuckerrüben meist sehr früh gesät worden. Dann sei noch einmal Frost gekommen. Der Gerste habe das nichts ausgemacht und den Rüben ebenfalls nicht. Kritisch sei es bei den Rüben gewesen, die etwas später aufgekeimt sind. Im Hessischen, weiß Ritz, seien viele Zuckerrüben deshalb erfroren.

Ritz berichtet weiter, dass noch vor 20 Jahren die Äcker viel früher gepflügt worden seien. Heute dürfe man das wegen der Förderrichtlinien erst später machen. Fördermittel von der EU gebe es heute nicht mehr nur wegen der Fläche, sondern auch für die Einhaltung bestimmter Umweltstandards. So müssten etwa 40 Prozent der Fläche grün über den Winter gebracht werden. Das sei bei uns mit der Wintergerste gut zu erfüllen. Wer allerdings viel Sommergers­te habe, müsse über den Winter eine Zwischenfrucht sähen, die dann nur bis 15. Januar auf dem Acker bleiben darf. Er selbst sähe in der Regel Senf oder Ölrettich. Der Ölrettich habe ihm dieses Jahr auf einer seiner Flächen in Markgröningen zusätzlich genutzt. „Bei einem Unwetter in Markgröningen wurde bei einigen Kollegen viel Boden weggeschwemmt“, erklärt der landwirtschaftliche Obmann. „Bei uns war nichts, weil die Wurzeln des Ölrettichs den Boden gehalten haben.”

An der Stelle weist Ritz auch auf die sogenannten E-Maßnahmen hin, die im Kontext mit einer umweltschonenden Pflanzenerzeugung und der Anwendung von biologischer/biotechnischer Maßnahmen steht. Beispiele für diese E-Maßnahmen sind Begrünungsmischungen, Brache-Begrünungen, Herbizid-Verzicht, Nützlings- und Pheromoneinsatz. Ritz hat aus einer kleineren Fläche eine sogenannte Blüh-, Brut- und Rückzugsfläche gemacht. Diese als E7 bezeichnete Maßnahme soll Lebensräume für Niederwild schaffen. Auf der Fläche müsse dafür im ersten Jahr eine vorgegebene Blühmischung gesät werden. Im  Folgejahr sei dann bis 15. Januar eine Winterruhe einzuhalten. Danach könne dann auf der Hälfte der Fläche mit Mulchen und Bodenbearbeitung für die Neuaussaat begonnen werden. Der Einsatz von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sei untersagt, erklärt Ritz.

Kartoffeln stehen gut da
Zur Entwicklung der Feldfrucht in diesem Jahr erklärt Ritz, dass die Kartoffeln bisher ganz gut dastehen würden. „Wir haben auf zwei Äckern mit über 50 Ar rund sechs verschiedene Sorten angebaut“, so der Landwirt. Wenn jetzt aber eine große Hitze kommen sollte, werde man womöglich nicht viele Kartoffeln ernten. Ritz berichtet weiter, dass die Landwirte in ihren Kartoffellagern jetzt Kühlungen einbauen mussten, weil keine Keimhemm-Mittel mehr genutzt werden dürfen. Die Keimhemm-Mittel seien von der EU verboten worden. Mit der Kühlung habe man die Kartoffeln bis März lagern können, dann sei es kritisch geworden. erzählt der Obmann weiter.

 

Hafer als Wuchs-Hilfe
Weilimdorfer Linsen hat Ritz in diesem Jahr auch wieder angebaut. Auch die Linsen würden bisher gut wachsen. Als Wuchs-Hilfe wurde übrigens Hafer ausgesät, an dem die Linsen hochklettern können. Nach der Ernte werden Linsen und Hafer mittels einer besonderen Trennmaschine separiert. Das funktioniere problemlos, so Ritz. Im letzten Jahr sei der Ertrag leider nicht ganz so gut gewesen, wie 2019, als er erstmals Weilimdorfer Linsen ernten konnte. In diesem Jahr hofft er wieder auf einen besseren Ertrag.

Zum Mais erklärt Ritz, dass sich dieser bisher problemlos entwickle. Gleiches gelte für den Weizen und den Dinkel. Dinkel komme mit der Hitze besser zurecht, erklärt der Obmann. Und er könne auch auf schlechteren Böden ausgebracht werden. „Er hat von Natur aus weniger Ertrag wie Weizen, ist aber die richtige Wahl bei schlechten Böden.“ Dinkel wer­de weiterhin von Bäckern viel verwendet, betont Ritz. Für Mais und Weizen will der landwirtschaftliche Obmann noch keine Ernteprognosen abgeben. Die Hitze könne auch da noch zum Problem werden. „Das Defizit beim Regen hängt uns weiterhin nach.“

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