(TN) Es ist inzwischen schon einer der (vielen) Klassiker in der Futsal-Bundesliga, wenn der TSV Weilimdorf auf die Mannschaft aus Hohenstein-Ernstthal trifft. So ist es wenig verwunderlich, dass die Spechtweghalle am vergangenen Samstag von etwa 350 Zuschauenden besucht wurde, als der Deutsche Meister von 2019 und 2021 den amtierenden Vize-Meister und Deutschen Meister von 2020 empfing.
Im letzten Spiel war Weilimdorf als unglücklicher Gewinner aus dem Playoff-Rückspiel gegangen. Zwar hatte man gewonnen, aber es fehlt an der nötigen Tordifferenz für das Weiterkommen in die nächste Runde. Deshalb wollte der Hausherr heute alles richtig machen – und er tat es zunächst. Das Spiel beginnt rasant, ein Abtasten der Mannschaften entfällt zugunsten der Schnelligkeit des Spiels. Bereits nach 23 Sekunden prüft Josip Bozinovic das Können des gegnerischen Keepers Lytvylenko. Auch die Gäste warten nicht ab, sondern gehen nach einem Konter vor dem Tor von Pless in Stellung, Sesar grätscht aber in den Angriff hinein und Pless pariert zum Einkick.
Der TSV verteidigt in der Anfangsphase heute sehr stark, etwas, das in den letzten Spielen gefehlt und immer wieder zu unnötigen Toren geführt hatte. Auch offensiv kann Weilimdorf sich den Ball durch die Reihen der Gegner gekonnt zuspielen. Auch nach fünf Minuten Spielzeit schaltet keine der beiden Mannschaften zurück. In der 4. Spielminute pariert Pless einen Schuss von Christopher Wittig, seinem Kollegen aus der Nationalmannschaft, kurze Zeit später entschärft er ebenfalls einen Distanzschuss von Mica. Vergebene Chancen gibt es nun auf beiden Seiten. Nach 9 Minuten pariert Pless auch erneut einen Schuss von Wittig und dann den Nachschuss von Drees. Kravtsov kommt ebenfalls nicht an Pless vorbei. Nach gut 12 Minuten wird das Spiel aggressiver. Bozinovic bekommt einen Schlag ins Gesicht, Oliveira sieht dafür gelb. Auf der andern Seite foult Sesar mit entsprechender Konsequenz.
In der 14. Minute bekommt Weilimdorf die Chance auf den Führungstreffer. Nach einem Torwartfehler verschießt Sesar aber den sich daraus resultierenden 10-Meter-Freistoß mit Mauer. Nur eine Minute später ist es endlich soweit. Bozinovic erobert den Ball und zieht es selbst durch. Sein gekonnter Rabona-Trick wirkt und das Netz zappelt. Es steht 1:0 für die Gastgeber und die Spechtweghalle tobt.
3 Minuten und 36 Sekunden sind noch auf der Uhr als Ivankovic einen Schuss unglücklich abfälscht und ihn so unhaltbar im eigenen Tor versenkt. Eine Minute später erobert Mica den Ball und zieht voll ab. Pless bekommt den Ball ins Gesicht, rettet ihn damit mehr oder weniger unfreiwillig zur Ecke und kniet benommen am Boden. Die Gäste nutzen diese Schwäche aus, Mica führt die Ecke schnell aus und legt den Ball vor Kennedy Ribero in die Mitte. Der kann den Ball ungehindert am noch immer knienden Pless vorbei ins Tor schieben. Mit diesem Zwischenstand von 1:2 geht Hohenstein ohne eigene und sportlich faire Leistung in die Pause.
Die zweite Halbzeit beginnt mit einem Lattenschuss von Bozinovic und einem Schuss von Mica am Tor von Pless vorbei. Der ist aber wieder fit und kann Torschüsse von Kennedy Ribeiro und von Arsovski parieren. Es folgt nun eine fast 10-minütige sehr ausgeglichene Phase. 10 Minuten und 42 Sekunden vor Ende ist es dann Mergim Dervishaji, der Ivankovic bedienen kann. Mit dem 2:2 Ausgleichstreffer macht er sein Eigentor wieder wett. Ein paar Sekunden später hat Weilimdorf allerdings das 5. Teamfoul begangen und muss nun für jedes weitere einen 10-Meter-Strafstoß ohne Mauer erwarten. Drei Minuten später verliert Sözer zunächst den Ball, erobert ihn aber zurück und legt zu Suad Ak quer. Torwart Lytvylenko war in der falschen Ecke und kann den Führungstreffer zum 3:2 nicht verhindern. Für die nächsten Spielminuten dominiert Weilimdorf die Gäste, doch ein Ballverlust führt – wie schon in den letzten Spielen – zum Konter und zum Gegentor. Wieder der Ausgleich. Drei Minuten vor dem Ende kann Pless einen Schuss zunächst noch parieren, dem Nachschuss von Wittig kann er aber nur hinter gucken. Erneut sind die Gäste in Führung und nun muss eine Antwort her. Diese kommt in Form des Flying Goalkeepers. Sözer ersetzt Pless als zusätzlicher Feldspieler. Die Uhr tickt gegen Weilimdorf und das Risiko des leeren Kastens ist ebenfalls bei einer so starken Mannschaft wie Hohenstein nicht zu unterschätzen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Wittig kann 55 Sekunden und erneut 26 Sekunden vor Schluss nach einem Ballverlust von Weilimdorf zunächst auf 3:5 und dann auf 3:6 erhöhen.
Das Ergebnis spiegelt tatsächlich nicht wider, dass hier zwei Mannschaften weitgehend auf Augenhöhe gegeneinander gespielt haben. Und hätte nicht Ivankovic, das Eigentor… und hätte man die Ecke nicht so schnell…
Aber alles Hätte-Wäre-Wenn täuscht nicht darüber hinweg, dass die Gäste eben faktisch als Sieger vom Platz gehen und drei Punkte mit in die Heimat nach West-Sachsen nehmen. Dennoch wäre Weilimdorf nie zum Flying Goalkeeper gezwungen gewesen, wenn nicht…
Die Leistung der Mannschaft war dennoch solider – vor allem in der Verteidigung, auch wenn sich dies im Ergebnis nicht widerspiegelt. Die Arbeit von Vitalii Odehov als neuem Cheftrainer scheint langsam zu fruchten. Und das muss sie auch, denn bereits am nächsten Samstag steht der nächste Kracher an: Der TSV Weilimdorf empfängt zum Derby den amtierenden Deutschen Meister, den Stuttgarter Futsal Club.