(RED) Seit am 10. Januar 2024 das vom Medienhaus „Correctiv“ enthüllte Geheimtreffen von Rechtsextremen und AfD-Funktionären Ende November 2023 in Potsdam bekannt wurde, bei dem die „Remigration“ von Deutschen auch mit Migrationshintergrund diskutiert wurde, gehen hunderttausende Menschen auf die Straße, so gab es in Stuttgart auf dem Schlossplatz ebenfalls eindrucksvolle Demonstrationen.
Auch an Weilimdorf gehen die bundesweiten gesellschaftlichen Entwicklungen nicht spurlos vorbei, weshalb sich auf Einladung des GRÜNEN Ortsverband am 19. Februar im Alten Rathaus in der Ditzinger Straße für einen ersten Gedankenaustausch zum Thema „Bündnis gegen Rechtsruck“ 20 interessierte Bürger aus dem Stadtbezirk trafen. Anwesend waren nicht nur Mitglieder der Grünen, sondern auch Vertreter der SPD und Freien Wähler aus Weilimdorf, wie auch von Vereinen und Organisationen, die im Stadtbezirk aktiv sind.
Schwerpunkt des Abends, der von Barbara Graf, Bezirksbeirätin der GRÜNEN, moderiert wurde, war es, partei- und institutionsübergreifend im Vorfeld der Kommunal- und Europa-Wahlen am 9. Juni 2024 deutlich zu machen, dass Weilimdorf „miteinander und entschlossen die Werte der Demokratie und des Grundgesetzes verteidigt“.
„Demokratie gefährdet wie noch nie“
In einer Vorstellungsrunde ging es zunächst darum, die persönlichen Aspekte der Teilnahme auszutauschen: „Unsere Demokratie ist gefährdet wie noch nie“, sowie „was sage ich mal meinen Enkeln“, aber auch „Angst treibt mich um ob des Hass und der Hetze in unserer Gesellschaft“ waren der Grundtenor der Aussagen. Auch wurde betont, dass man an diesem Abend nicht für Parteien, Organisationen und Vereine spreche, sondern als betroffener Bürger bzw. Bürgerin.
Zwar sei es in Weilimdorf „recht ruhig“, doch sei zu bedenken, dass der Stadtbezirk fast schon „traditionell“ mehr rechts orientiertes Wahlverhalten an den Tag gelegt habe, als bürgerlich oder „links“ zu wählen: „Es beunruhigt, dass die AfD in Weilimdorf eigentlich nicht präsent war und dennoch fast zweistellige Prozentzahlen erreichte“, so Graf. Bei der letzten Bundestagswahl 2021 wählten 8,8 % der Weilimdorfer die AfD, Stuttgart Gesamt aber nur 5,5 %. Auch bei den vorhergehenden Kommunalwahlen habe sich dies immer wieder gezeigt, auch wenn die Parteinamen andere gewesen seien.
Nichtwähler sollen angesprochen werden
In der mehr als zweistündigen Diskussion kamen so erste Ideen auf, wie man für die kommenden Wahlen am 9. Juni 2024, aber auch für die Bundestagswahl 2025 sich aktiv im Stadtbezirk „für die Demokratie“ einsetzen kann. Festgehalten wurde, dass man nicht pauschal „gegen die AfD“ sei, bzw. man sich nicht auf ein reines Abgrenzen von dieser Partei und deren Wählern einlassen wolle – sondern sich für die Demokratie und ihre Werte wie das Grundgesetz einsetzen will. Hierfür brauche es stichhaltige Argumente für die Widerlegung von Falschmeldungen, auch will man darauf hinwirken, Nichtwähler anzusprechen, zur Wahl zur gehen um ihr Wahlrecht aktiv auszuüben – „Wähler wollen gewonnen werden“, so die Feststellung. Eine Möglichkeit sieht man u.a. darin, mit Plakaten und Aufklebern im Stadtbezirk zu arbeiten, sei es in Schaukästen, aber auch an den Schaufenstern der Geschäfte. Auch im Internet und in den lokalen Medien wie auf weilimdorf.de und im „in und um Weilimdorf“ müsse man für die Wahl werben – bzw. dass eben demokratische Parteien gewählt werden, die auf dem Boden des Grundgesetz wie auch für Vielfalt stehen.
Firmen und Unternehmen sollen mit einbezogen werden
Auch wurde festgehalten, dass es ohne die Firmen und Unternehmen im Stadtbezirk nicht gehe: Es brauche ein „breites Bündnis“ über alle Ebenen der Gesellschaft hinweg, eine „Initiative Demokratie Weilimdorf“. Hierfür braucht es nicht nur wirksame Schlagworte, die in Anlehnung an Weilimdorf lauten könnten wie „Weil ja zu Demokratie“, „Weil ja zu Vielfalt“, oder auch „Weil im Dorf Demokratie gelebt wird“, sondern auch Gesprächsangebote für die Weilimdorfer auf dem Löwen-Markt, im Giebel, Pfaffenäcker oder in Hausen.
Folgetreffen für den 4. März 2024 vereinbart
Am Montag, 4. März 2024, wird an gleicher Stelle im Alten Rathaus in der Ditzinger Straße um 19.30 Uhr nun ein Folgetreffen stattfinden, zu dem neben Vertretern von Unternehmen, Vereinen, Organisationen, Kirchen und Parteien vor allem Bürger aus der Gesellschaft eingeladen sind, sich aktiv einzubringen. Denn darin waren sich alle Teilnehmer an diesem Abend einig: Eine Parteiveranstaltung soll dies nicht werden, sondern ein breites gesellschaftliches Bündnis – eben „für ein vielfältiges und demokratisches Weilimdorf“.