(PB) Er ist wohl das, was man als unruhigen Geist im besten Sinne bezeichnet: Der Kunstpädagoge Andreas Zeger legte in seinem Leben schon so manche Stationen im Kulturbereich zurück.
Immer wieder bewies er dabei seine Spürnase, oder — wie es Weilimdorfs Bezirksvorsteherin Ulrike Zich augenzwinkernd formulierte — als „Trüffelschwein“ auf der Suche nach verborgenen Schätzen. Schauplatz des Geschehens: das Hotel Holiday Inn, wohin Ulrike Zich am 16. September 2022 zum Bürgerempfang eingeladen hatte und wo sie Andreas Zeger Urkunde und Ehrenmünze der Landeshauptstadt Stuttgart überreichte. Beispiele für sein kreatives, ideenreiches und engagiertes Tun gibt es zuhauf, angefangen mit Tübingen, als er dort vor gut 30 Jahren das Kulturzentrum Sudhaus in einer ehemaligen Brauerei und Möbelfabrik gründete. Des weiteren das soziokulturelle Zentrum Dieselstraße in Esslingen sowie die Wagenhallen am Stuttgarter Nordbahnhof, wo er Mitgründer und Vorstand war; schließlich seit 2015 in Weilimdorf „Chloroplast e. V.“: Mit diesem Verein hat Andreas Zeger das frühere Areal der Gärtnerei Walz zu neuem Leben erweckt! Chloroplast versteht sich als Schnittstelle zwischen Natur, Handwerk und Kultur, erlebbar mit Urban Gardening sowie mit Raum für Begegnung und Kreativität. Das Gelände an der Solitudestraße wird wieder genutzt von und für Hobbygärtnerinnen und -gärtner, dabei erprobt man beispielsweise eine selbst installierte Aquaponik-Anlage.
Ulrike Zich wies in ihrer Laudatio auch auf Bildungsprojekte hin, die Chloroplast gemeinsam mit dem Weilimdorfer Flüchtlingskreis gestaltet hat; so entstanden etwa beim Projekt „Augenblicke meines Lebens“ großformatige Plakate. Geflüchtete können sich regelmäßig zum Bewirtschaften von Hochbeeten oder ganz einfach zum Kaffee treffen. Die Zahl der Kooperationspartner lässt sich sehen: die Universitäten Stuttgart und Hohenheim, die Internationale Bauausstellung IBA, die Akademie Schloss Solitude, der Württembergische Kunstverein, das Theater Rampe. Mehrfach fand auf dem Areal ein Zeltlager der Arbeiterwohlfahrt mit Jugendlichen aus aller Welt statt. In der perfekt eingerichteten Holzwerkstatt können Ideen und Projekte für nachhaltige Nutzung von Materialien oder auch für künstlerische Zwecke umgesetzt werden. Mit Architektur-Studierenden wurde eine mobile Küche geplant und gebaut, zusammen mit der Uni Hohenheim realisierte man ein Bienen-Forschungsprogramm. Beim Züblin-Parkhaus in Stuttgart-Mitte gestaltete Chloroplast ein Konzept zur Begrünung von Außenflächen. Die Weilimdorfer Bevölkerung wird regelmäßig zu Pflanzenbörsen und Festen eingeladen, auch um zu zeigen, welches Entwicklungspotenzial das Gelände bietet; zusätzlich florieren ein Food-Sharing-Verteilerpunkt und ein Kleiderflohmarkt. Als „Spiritus rector“, so Ulrike Zich, sei Andreas Zeger zum einen der unermüdliche Netzwerker für den Verein, zum anderen der große Kümmerer auf dem Areal — so ermögliche er den Zusammenhalt und ermutige Interessierte, sich mit eigenen Ideen einzubringen.
An Anerkennung mangelt es demzufolge auch nicht: 2018 zeichnete das baden-württembergische Umweltministerium Chloroplast als offizielles Projekt der „UN-Dekade biologische Vielfalt“ im Rahmen von „Biodiversität in urbanen Gärten“ aus; 2019 folgten der Umweltpreis der Stadt Stuttgart sowie die Auszeichnung im Wettbewerb Stadtverschönerung Stuttgart.
Bei der Übergabe von Urkunde und Ehrenmünze wünschte Ulrike Zich Andreas Zeger weiterhin viel Erfolg bei seiner Tätigkeit für Chloroplast — der bedankte sich mit den Worten: „Ich hoffe, dass das so bleibt!“ Dabei dachte er bestimmt an die bevorstehenden Entscheidungen der Stadtverwaltung, was das Areal westlich der Solitudestraße betrifft. Weilimdorfs Grüne gratulieren Andreas Zeger und freuen sich, dass er Mitglied im Ortsverband ist; für Chloroplast muss es eine gesicherte Zukunft geben — davon ist der OV überzeugt und setzt sich auch dafür ein!