Grüne kämmen Schlamm: Putzaktion am Lindenbachweiher mit beklemmenden Erkenntnissen

(GP) Die Ärmel hoch gekrempelt haben letzten Samstag 6. April 2019 zehn Aktive des Ortverbandes der Grünen in Weilimdorf, darunter die Stadträtin Clarissa Seitz, die Bezirksbeirats-Fraktionssprecherin Anne Essig und die Regionalwahlkandidaten Peter Berg und Gerhard Pfeifer.

Ziel des Arbeitseinsatzes war das sanierte Biotop Lindenbachweiher vom Müll zu säubern. Der Weiher – nicht zu verwechseln mit dem Lindebachsee – liegt im Wald östlich vom Weilimdorfer Ortsrand in der Nähe der Straße „Lindental“. Das Waldgewässer war in den letzten Jahren völlig verlandet, so dass die Grünen Bezirksbeiratsfraktion vor einiger Zeit den Antrag stellte das Gewässer, gemäß dem neuen Artenschutzkonzept Stuttgart, zu entschlammen, damit es wieder als Amphibien-Laichgewässer dienen kann. Das Forstamt Stuttgart hat die Maßnahme dankenswerter Weise letzten Winter mit einem Bagger umgesetzt und im März haben dann schon prompt zahlreiche Grasfrösche ihre Laichballen in der neuen Wasserfläche abgelegt.

In dem ausgebaggerten Schlamm, der rund um das Ufer gelagert wurde, befand sich aber zahlreicher Müll, der von gewissenlosen Bürgern auf dem Grund des Weihers versenkt wurde. Beim Durchkämmen des getrockneten Schlammes kamen dem grünen Putztrupp einiges vor die Hacke und den Rechen. Zum Beispiel Autoreifen, große Mengen Glasflaschen, Fahrrad- wie Motorrad-Teile, und sogar Gewehrmunition, weshalb die Polizei benachrichtigt wurde. Aller Müll wurde eingesammelt und am Rande des Gebietes abholbereit für die AWS gelagert. Mit den gefundenen Lochziegeln wurde kreativ im Sinne des Artenschutzes umgegangen und am Uferrand ein Insektenhotel gebaut.

Besonders erschreckend war der viele Plastikmüll. Anhand der Aufschriften auf Einkaufstüten konnte man feststellen, dass diese jahrzehntelang relativ unzersetzt auf dem Grund des Weihers überdauert haben. Dies zeigte eindrücklich wie lange Kunststoffe in der Umwelt verbleiben. Die aktuelle Plastikmülldiskussion mit dem Hauptziel der Vermeidung ist deshalb dringlich denn je.

Clarissa Seitz sagte am Ende der Aktion: „Nicht nur beim Thema Klimakatastrophe , sondern auch beim Müllproblem, zeigt sich immer mehr, dass wir keinen Planet B haben.“

Fotos: Torsten Tusche

Girlitz und Liguster die neuen Wappensymbole vom Wolfbusch

Zu einer naturkundlichen Führung durch Wolfbusch hat die dortige Siedler-Gemeinschaft am Samstagnachmittag 18. Juni eingeladen. Horst Kaag vom Vorstand konnte trotz wechselhaftem Wetter eine große Zahl von Teilnehmern, darunter auch zwei Stadträtinnen der Grünen begrüßen.

Zu einer naturkundlichen Führung durch Wolfbusch hat die dortige Siedler-Gemeinschaft am Samstagnachmittag 18. Juni eingeladen. Horst Kaag vom Vorstand konnte trotz wechselhaftem Wetter eine große Zahl von Teilnehmern, darunter auch zwei Stadträtinnen der Grünen begrüßen.

Biologe Gerhard Pfeifer vom BUND und wohnhaft im Wolfbusch leitete die Führung und zeigte an etlichen Stationen bemerkenswerte Tier- und Pflanzenarten. Pfeifer appellierte eindringlich alte Bäume in den Gärten nicht zu fällen, selbst wenn der Baum ganz oder teilweise schon abgestorben sei. Diese sogenannten „stehenden Totholzbäume“ haben eine herausragenden Bedeutung für eine große Anzahl von bedrohten Tierarten, wie z.B. Spechte, Fledermäuse, Laufkäfer, Wildbienen. Eine der größten und schönsten Wildbienenarten die Blaue Holzbiene kommt im Wolfbusch noch vor und Pfeifer konnte anhand eines Präparates das Tier den Teilnehmern aus nächster Nähe zeigen.

Viele interessante Pflanzenstandorte konnte Pfeifer leider nur andeutungsweise zeigen, weil wenige Tage zuvor das Städtische Gartenamt fast alle Grünflächen im Wolfbusch abgemäht hatte. Dem Rasenmäher fielen u.a. auch geschützte Orchideen wie Weißes Waldvögelein und Bienenragwurz zum Opfer. Pfeifer appelliert an die Privatgartenbesitzer in ihrem Rasen kleine Inseln und Streifen stehen zu lassen und später zu mähen, damit dort Wiesensalbei, Margerite und Habichtskraut zum Blühen und Aussamen kommen.

Hätte Wolfbusch eine Art Wappentier, so wäre dies der farbenprächtige, südländische Girlitz, der bis weit in den Sommer hinein, meist auf Antennen sitzend, seinen schwirrenden Gesang vorträgt, der an das Rütteln an einen Schlüsselbund erinnert.

Als Wappenpflanze käme laut Pfeifer der Liguster in Betracht. Die einheimische Heckenpflanze ist bzw. war ortsbildprägend in den schmalen Straßen im Wolfbusch. Die weiße Blüte und vor allem die schwarzen Fruchtbeeren sind wertvolle Nahrungsquellen für viele Insekten und Vögel. In den dichten Zweigen finden auch die immer selten werdende Sperlingen vor dem im Wolfbusch jagenden Greifvogel Sperber guten Schutz. Leider werden immer mehr Ligusterhecken durch andere, jedoch ökologisch minderwertige Gehölze wie Kirschlorbeer und Thuja ersetzt. Pfeifer bezeichnet diese Hecken als „grüner Beton“.

Bei Getränken und Butterbrezeln vor dem Vereinsheim der Siedlergemeinschaft fand die Wolfbusch-Naturexkursion noch einen geselligen Ausklang. Unisono waren alle Teilnehmer überrascht, wieviel Neues sie in ihrem doch angeblich so vertrauten „Flecken“ gezeigt bekamen. Der Wunsch nach einer weiteren Führung wurde mehrfach ausgesprochen – was Horst Kaag von der Siedlergemeinschaft und Gerhard Pfeifer vom BUND in Aussicht stellen.

Foto (Horst Haag): Im Vordergrund mit Fernglas Gerhard Pfeifer.