VERLÄNGERUNG DER U13 NACH HAUSEN/DITZINGEN UND ZUM NEUEN STADTBAHNBETRIEBSHOF IN WEILIMDORF im Bezirksbeirat Weilimdorf 19.07.2023, Foto GOEDE

Bezirksbeirat Weilimdorf stimmt Beschlussvorlage für neuen Stadtbahnbetriebshof zu

(RED) Bereits am 18. Juli 2023 wurde im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik (STA) der Landeshauptstadt Stuttgart die Beschlussvorlage für den neuen SSB Stadtbahnbetriebshof in Weilimdorf abschließend beraten (weilimdorf.de berichtete), am 19. Juli nahm auch der Bezirksbeirat diese zustimmend zur Kenntnis.

Eigentlich war es nur noch eine Formsache, dass nach dem STA auch der Bezirksbeirat Weilimdorf den Planungen grünes Licht gibt – damit der Gemeinderat der Landeshauptstadt Stuttgart am 26. Juli endgültig “Grünes Licht” zum Bau der verlängerten U-13 Linie über Hausen nach Ditzingen – und eben den Stadtbahnbetriebshof geben kann.

Doch bevor es so weit war, hatte Dr. Volker Christiani, Leiter des Stabsbereich Planung bei den Stuttgarter Straßenbahne noch ein paar Neuigkeiten parat, seit der im April zuletzt im Stadtbezirk das Vorhaben präsentierte.

Als Zeitrahmen nannte Christiani das vierte Quartal 2023 für die offizielle Antragstellung auf die Planfeststellung und Start des Verfahrens – und ist der Planfeststellungsbeschluss und Erlass der Zuwendungsbescheide erst einmal ergangen, kann die Bauphase beginnen. Der Bau der Linie U13 bis Hausen und eben der Bau des Betriebshof soll dann binnen drei Jahren “durchgezogen” werden, ein weiteres Jahr soll die Anbindung der U13 nach Ditzingen benötigen.

“Die Kosten sind natürlich am explodieren”, so Christiani zu den Bezirksbeiräten. Die Kostensteigerungen bei Bauprojekten in den letzten sechs bis sieben Jahren liegen bei durchschnittlich 53 Prozent – und auch wenn man zukünftige mögliche Kostensteigerungen und Unvorhergesehenes mit ein- und hochrechnet, wird es “nicht billig”: Auf rund 230 Millionen Euro wird der Bau des Stadtbahnbetriebshofes taxiert, auf 140 Millionen Euro der Bau der U13 bis nach Hausen – und weitere 70 Millionen Euro müssen für die Verlängerung bis Ditzingen-Hülben veranschlagt werden. Kostentreiber sind viele neue planerische Themen, die bei früheren Betriebshofprojekten noch keine bzw. keine so große Rolle gespielt haben (wie z.B. Brandschutzauflagen, technisch aufwändige Gleisanlagen wegen beengter Lage, zusätzliche bauliche Elemente aus Wettbewerb, Vorgaben zur CO2-Neutralität, großes Planungsteam durch Planungswettbewerb), sowie bei der Strecke der U13 die vielen Ingenieurbauwerken (z.B. lange Stützwand entlang der B295, Stadtbahnbrücke über B295, Ersatzneubau Feldwegbrücken, Damm und Brücken bei Scheffzentalquerung, aber auch die Brücke über Gerlinger Straße in Ditzingen).

Die Bauarbeiten benötigen zudem viel Lagerfläche: Allein die Zwischenlagerung an Boden für die Wiederherstellung, Rekultivierung, Verfüllung und Fertigstellung wird mit einer Menge von ca. 80.000 Kubikmetern veranschlagt. “Dafür benötigen wir ca. 30.000 Quadratmeter Lagerfläche. Diese Flächen müssen wir Gott sei Dank nicht anmieten, sie sind bereits in Besitz der Stadt Stuttgart”, so Christiani und verweist auf rund 10.000 Quadratmeter am Schnatzgraben, 14.000 Quadrameter an der Gerlinger Straße und rund 6.000 Quadratmeter an der B295 in den “Straßenäckern”.

Der Stadtbahnbetriebshof wird vor allem energieneutral betrieben. Die Dachflächen sind flach, werden ein Gründach zur Regenrückhaltung sein, eine Kombination aus extensiver und intensiver Dachbegrünung sein – und 4.300 Quadratmeter dieser 18.600 Quadratmeter Dachfläche werden mit ca. 2.150 Photovoltaikmodulen bestückt, die rund 12.000 KW Leistung bringen werden, Batteriemodule für die Stromspeicherung sind ebenso vorgesehen – die Stadtwerke Stuttgart sind hierzu mit ins Boot geholt worden. Zudem ist eine Erdkollektorfläche südlich des Gebäudes in der Böschung vorgesehen, aus dem Hausener Abwasserkanal soll eine Wärmerückgewinnung ebenso Energie liefern. “Wenn alles läuft wie geplant, sind wir selbst mit der Bauphase spätestens 2050 CO2-Neutral”, so Christiani. Regenwasser wird zum einen in Zisternen gesammelt, ebenso in einem Regenrückhaltebecken – und soll für die Reinigung der Bahnen wie Bewässerung der Grünanlagen und Bäume verwendet werden.

Die Bezirksbeiräte mahnten parteiübergreifend unter der Führung der GRÜNEN noch an, dass die Flächeninanspruchnahme für die Erdbewegungsmaßnahmen zu groß sei – und im Gewerbegebiet evtl. Flächen genutzt werden könnten statt ausschließlich Grün- und Ackerland wie bislang geplant. Konrad Ritz, Obmann der Landwirtschaft im Bezirksbeirat kritisierte in diesem Zusammenhang, dass diese “temporäre Inanspruchnahme der Landwirtschaftsflächen” nicht angekündigt bzw. besprochen war – und vor allem kein wertvolles Ackerland belegt werden solle, wenn dann eher reines Grünland. Christiani sagte zu, die vorgeschlagenen Alternativflächen noch prüfen zu lassen und zusammen mit den Landwirten die Flächen grundsätzlich nochmals zu besprechen. Die Alternative, so Christiani, wären sicherlich verfügbare Flächen im Umland, was allerdings einen massiven Einsatz von LKW Transporten nach sich ziehen würde – und nicht unbedingt ökologischer sei.

Kritisiert wurde von den Lokalpolitikern auch die angedachte Asphaltstraße zwischen Zeissstraße und Hausen – sie würde zu einem Schleichverkehr einladen: “Diese Straße haben nicht wir zu verantworten, das obliegt dem Tiefbauamt. Aber wir werden es nochmals zur Sprache bringen, ob darauf nicht verzichtet werden kann”, sicherte Christiani zu.

Der geringe Abstand zum Bauernhof Ludmann wurde ebenso kritisiert – doch sei man hier bereits “spitz auf knopf” was dies angehe: “Es braucht entlang der B295 einen Entwässerungsgraben, die Gleise brauchen wegen der Haltestelle für die Flachter Straße einen Mindestabstand für die Bahnsteige wie auch die Querung der Gerlinger Straße”, erläuterte Christiani – und erklärte dies auch detailgenau an Hand der Planungsskizzen, dass hier sprichwörtlich um jeden Zentimeter gekämpft wurde, um möglichst Abstand zu gewinnen.

Klargestellt wurde auch noch, dass zwar in Hausen die Haltestelle zunächst nur mit 40 Metern Länge gebaut werde, aber eine Ausbauoption auf 80 Meter bekommt, wenn es denn je zu diesem Bedarf kommen sollte. Die Haltestellen Flachter Straße und B295/S-Bahnhof sind von Anfang an auf die Länge ausgerichtet, da hier alle Bahnen, die ins Depot fahren, grundsätzlich halten werden – und entsprechend die Bahnsteiglänge auch benötigen.

Nach Besprechung aller offenen Punkte nahm der Bezirksbeirat von der Beschlussvorlage zustimmend Kenntnis – und machte den Weg frei für die Verabschiedung im Gemeinderat kommende Woche.

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