(TOM) Das evangelische Waldheim im Lindental ist dieses Jahr wieder voll besetzt. Nach zwei Jahren Pandemie, mit reduzierten Teilnehmerzahlen waren in den beiden zweiwöchigen Freizeiten jetzt wieder über 400 Kinder am Start.
Wer dieses Jahr dem evangelischen Waldheim im Lindental einen Besuch abgestattet hat, konnte die Freude bei den Kindern und dem Betreuerteam förmlich greifen. „Endlich ist wieder Normalität eingekehrt“, war in allen Gesprächen zwischen den Zeilen herauszuhören. In den vergangenen zwei Pandemie-Jahren war es in den Freizeiten eher still im Waldheim. „2020 durften wir die Freizeit trotz einem vorliegenden Konzept gar nicht durchführen“, erinnert Waldheimleiter Guido Dieringer. Der Kirchengemeinderat hatte damals entschieden, dass die Fürsorgepflicht, die man auch gegenüber den Betreuern hat, nicht erfüllen könne.
Statt Waldheim gab es 2020 dann als Ersatz ein Freizeitangebot in Kleingruppen, an dem rund 30 Kinder teilgenommen haben. Im vergangenen Jahr konnten dann zwei kleinere Freizeiten mit je 120 Plätzen angeboten werden. „Die Corona-Verordnung hat 2021 vorgegeben, dass maximal 36 Teilnehmende in einer festen Kohorte zusammengefasst werden mussten – wohlgemerkt inklusive Betreuern“, erzählt Dieringer. Im Lindental habe es in beiden Freizeiten fünf Kohorten gegeben wobei in einer das Leitungs- und Küchenteam zusammengefasst war. Wegen dieser Vorgaben habe man schweren Herzens einigen Kindern absagen müssen.
In diesem Jahr konnte das Waldheim wieder ohne Einschränkungen stattfinden. In den beiden Freizeiten seien insgesamt über 400 Kinder dabei gewesen, erzählt Dieringer. Ganz so voll wie vor der Pandemie sei es noch nicht, so der Waldheimleiter weiter. Zum einen liege das sicher daran, dass das Ganze erst wieder anlaufen muss. Zum anderen aber sicher auch daran, dass inzwischen in Weilimdorf alle Schulen Ganztagesangebote haben. Kinder, die im Ganztagesangebot sind, würden auch in den Ferien in ihrer Schule betreut. Wenn jemand trotz Ganztag ins Waldheim möchte, ist das natürlich möglich, kostet dann aber doppelt.
Dass im Waldheim trotzdem Kinder aus der Ganztagesbetreuung sind, freut die Betreuer sehr und es ist ein starker Beweis dafür, wie beliebt die Waldheimfreizeiten sind. Und es ist auch eine Bestätigung für die Betreuer und deren Arbeit.
Die Karriere als Waldheim-Onkel oder Tante kurz OT, beginnt als HOT, also als Hilfs-OT. „Wir haben alle als HOT angefangen”, erzählt Lea März. Und die meisten der Helfer waren früher selbst Waldheimkinder. Lisa Ganzhorn ist eine der wenigen Ausnahmen. Sie ist über eine Freundin dazugekommen. „Die Waldheimgruppen werden jeweils von drei Personen betreut“, erläutert Luca Büscher. „Von einem HOT und zwei OTs.“ Um HOT zu werden, muss man mindestens 16 Jahre alt sein. OT kann man dann mit 18 werden. Die zwei Jahre als Helfer sind sozusagen die Ausbildungszeit.
Im wahren Leben sind die HOTs und OTs teilweise noch Schüler. Viele stehen aber auch voll im Berufsleben und nehmen Urlaub, um im Waldheim dabei sein zu können. Die OTs kommen aus den unterschiedlichsten Berufsfeldern, es seien aber auch einige Erzieherinnen und Erzieher dabei, weiß Waldheimleiter Dieringer. „Manche, die sich im Waldheim engagieren, bekommen dafür von ihrem Arbeitgeber Sonderurlaub“, so der Waldheimleiter weiter. „Das ist eine tolle Sache und stärkt zudem auch das Ehrenamt, denn die Betreuer sind alle ehrenamtlich tätig.“ Und weiter: „Es wäre toll, wenn alle Arbeitgeber für das Engagement im Waldheim Sonderurlaub gewähren würden.“
Neben den 60 OTS und HOTs, die im Waldheim im Einsatz sind, kümmert sich ein siebenköpfiges Küchenteam bestehend aus einer Küchenleitung, zwei Köchen, und vier bis fünf Beiköche. Sie bereiten für die Teilnehmer jeden Tag vier Mahlzeiten zu.
Wie wichtig das Küchenteam für die Freizeiten ist, machen die Kinder selbst deutlich. Auf die Frage, was es denn alles zu essen gibt, machen Nora und Lily aus den vier Mahlzeiten schnell mal fünf. „Es gibt Frühstück, Mittagessen, Nachtisch, einen Nachmittagssnack und Abendessen“, erklären die beiden. Gekocht wird übrigens immer frisch und es gibt auch immer eine vegetarische sowie eine glutenfreie Alternative. Auf dem Speiseplan in diesem Jahr standen beispielsweise Rotkraut mit Kartoffeln und Würstchen, Knusperschnitzel mit Kartoffelsalat, Nudeln mit Käsesoße, Hamburger oder auch mal Gemüsesuppe und anschließend Kaiserschmarrn. Die Suppe könne man da fast weglassen, weil die Kinder fast alle nur Kaiserschmarrn essen, erzählt Dieringer lachend.
Auf dem Programm standen in diesem Jahr Ausflüge etwa zur Feuerwehr oder ins Vitadrom, angesichts der Hitze der eine oder andere Besuch im Freibad. Es gab Stadtspiele, bei denen es darum ging Dinge einzutauschen oder auch solche, bei denen Fragen zu Weilimdorf beantwortet werden mussten. Natürlich waren die Gruppen auch viel im Wald unterwegs und es wurden Spiele und Aktionen auf dem Waldheimgelände angeboten. Nachmittags standen Neigungsgruppen auf dem Programm. Die Kinder konnten hier zwischen Fußball, Tanzen, Tischtennis, der Waldheimzeitung und anderem mehr wählen. Und es gab auch eine Waldheim-interne Post, bei der Briefe und Päckchen aufgegeben werden konnten. Die Post werde sehr gut angenommen, erzählt Dieringer. Es würden sehr viele Briefe verschickt. Über deren Inhalt ist nichts bekannt, denn auch im Waldheim gilt das Postgeheimnis! (tom)