(RED) Die Befürchtungen der GRÜNEN aus Weilimdorf, dass kein oder kaum Interesse an dem Angebot bestünde, zusammen mit Volker Christiani (Stuttgarter Straßenbahnen AG) und Rainer Wallisch (Amt für Wohnen und Stadtplanung), die künftige Stadtbahnhaltestelle Hausen und die geplanten neuen Wege zum Fasanenplatz direkt erläutert zu bekommen, war unbegründet: die Teilnehmerzahl erreichte nahezu 80 Personen.
Start war am Fasanenplatz an der Bushaltestelle „Mönsheimer Weg“, an dem Stuttgarts GRÜNEN-Stadträtin Gabriele Munk die überraschend vielen Besucher, aber eben auch Volker Christiani, Rainer Wallisch, wie auch Peter Schellmann (Tiefbauamt) und Martin Hasenmaile (Vertreter der SWSG als zukünftiger „Anrainer“ an die Stadtbahnhaltestelle in Hausen) begrüßen konnte, wie auch Weilimdorfer Bezirksbeiräte der GRÜNEN und SPD. Man kam nicht umhin, den Startpunkt dahingehend zu kritisieren, dass am Fasanenplatz keinerlei Radabstellplätze vorhanden sind (aber wohl mal angedacht waren, aber nie kamen). Barbara Graf, GRÜNEN Bezirksbeirätin in Weilimdorf, versprach dies mit auf die Agenda der „to do´s“ zu nehmen. Munk und Graf hoben zudem hervor, dass die Anbindung von Hausen durch den Betriebsbahnhof und eben die Stadtbahnhaltestelle der Stadtteil eine enorme Aufwertung erhalten werde.
Über den Mönsheimer Weg startete der Begehung an den Wegpunkt, an dem voraussichtlich ab 2028 die Linie U13 von der B295 kommend am (neuen) SSB-Betriebshof vorbeigehend auf den Ortsteil Hausen stoßen wird.
„Dieser Feldweg wird östlich der neuen U-Bahn-Line weiterhin vorhanden sein, in Abstimmung mit den Landwirten auch aufgewertet und asphaltiert werden, da viele andere Zuwegungen zu deren Feldern wegfallen werden“, so Christiani am ersten Haltepunkt auf Höhe der Maria-Montessori-Grundschule. Die Straßenbahnlinie wird hier auch in einem Bogen quer zu Hausen einschwenken. Die Kurve soll weitläufig gehalten werden, damit zum einen die Straßenbahn diese mit Tempo 50 nehmen kann, zum anderen die Lärmbelastung so geringer gehalten werden kann als bei engen Kurven. Die Vorgabe ist, dass die Lärmbelastung tagsüber die 59 Dezibel nicht überschreitet, nachts darf sich nicht über 49 Dezibel liegen.
Der Haltepunkt für Hausen, der auf 40-Meter-Züge ausgelegt sein wird, ist auf Höhe des Sportplatzes der Schule und dem Sportgelände des Kinder- und Jugendhaus Hausen geplant. Weitere drei Haltepunkte, so Christiani, seien dann in Ditzingen geplant: der erste direkt nach Unterquerung der Autobahn auf Höhe des Autohauses, der nächste bei Trumpf auf Höhe der Straße nach Gerlingen – und der dritte Haltepunkt bei der Firma Thales. Ob die Straßenbahn am Ende noch bis zum S-Bahnhof in Ditzingen weitergeführt wird, sei eine Frage der Finanzen der Stadt Ditzingen: „Hier werde ich das Projekt diesen Sommer nochmals im Gemeinderat vorstellen. Da Ditzingen sich an diesen Kosten beteiligen muss, ist die Entscheidung hier noch nicht gefallen“, so Christiani auf Nachfrage der Begehungsteilnehmer.
Insgesamt wird die Straßenbahnstrecke wie der SSB-Betriebshof eine Fläche von neun Hektar Landfläche verschlingen, das meiste davon sind Ackerflächen: „Dies ist der Preis für das ÖPNV-Projekt. Irgendwo kommt man einfach an ein Ende“, so Christiani. Das Bauprojekt ist dennoch sehr flächensparend – die Trassenführung parallel zur B295 wird auch kaum zu Lasten der Landwirtschaft gehen. Der Eingriff in die Vegetation muss – und wird – in weiten Teilen aber ausgeglichen. Es werden neue Flächen für Büsche, Hecken und Streuobstwiesen entstehen.
Auch auf die Fauna hat das Projekt Auswirkungen: „Natürlich hat es hier Zauneidechsen – die werden aber umgesiedelt. Einen Turmfalken haben wir auch gesehen – der wird mit einem Nistkastenangebot umgezogen. Für die Feldlärchenpopulation haben wir ein passendes Habitat auf der anderen Seite der B295 gefunden. Und für die Fledermäuse am Beutenbach und Grundgraben werden wir wohl an der Trasse eine sogenannte Fledermauskollisionsschutzwand errichten“, so Christiani auf Nachfrage, wie der Artenschutz gehandhabt wird.
Die Querung des Herdweg vor dem Beutenbach wird des weiteren mit einem Bahnübergang mit Signalanlagen für Autos und Fußgänger gelöst: „Alle zehn Minuten wird eine Bahn kommen, aber mehr als 30 Sekunden wird die Rot-Phase nicht dauern“, versicherte Christiani.
Mit dem neuen SSB-Betriebshof entstehen auch einige neue Arbeitsplätze: „Ich rechne derzeit mit ca. 90 bis 100 Beschäftigungsverhältnissen“, gab Christiani auf Nachfrage an. Während nachts zwischen 01 und 04 Uhr morgens nur Reinigungsarbeiten an und in den Zügen im Betriebshof durchgeführt werden, sind tagsüber die Reparaturarbeiten an Zügen vorgesehen.
Auch die Nachfrage, ob die neue Straßenbahn Auswirkungen auf den Linienverkehr der Buslinie 90 haben werde, verneinte Christiani: „Vorerst wird sich an der Busverbindung nach Inbetriebnahme der Straßenbahn nichts ändern. Sollten aber am Ende doch erhebliche Änderungen am Nutzungsverhalten weg vom Bus und hin zur U-Bahn erfolgen, ist mit Anpassungen im Fahrplan zu rechnen.“
Rainer Wallisch stellte abschließend den Teilnehmern den Bereich vor, an dem ein Durch- und Zugang von Hausen zur Haltestelle bzw. in den Stadtteil hinein entstehen muss. „Niemand hat früher einmal damit gerechnet, dass hier eine Stadtbahn mal fahren wird“, so Wallisch – und verweist auf die Schwierigkeiten der verfügbaren Fläche für einen Weg an dieser Stelle. Während die Bewohner von Alt-Hausen bereits am Westrand zur Haltestelle laufen können, können Hausener vom Ostrand her entweder direkt zur Haltestelle am Gewerbegebiet an der B295 laufen – oder über den Iptinger wie Mönsheimer Weg kommen. Zentral auf Höhe des Jugendhaues und der Schule ist derzeit die verfügbare Fläche einer Zuwegung so rar wie eng.
„Zunächst war ja eine Zuwegung an der Schule angedacht. Doch das geht aus Gründen der Aufsichtspflicht der Grundschule nicht, da aus Platzgründen keine Abtrennung des Weges zum Schulgelände erfolgen kann“, erläuterte Wallisch. Auch auf dem Gelände des Jugendhauses ist kaum Platz – der Bereich wird für Veranstaltungen und Aktionen (wie z.B. den Weihnachtsmarkt) benötigt. Westlich des Jugendhaues schließt Privatgrund der SWSG an – und der Grünstreifen dazwischen ist ein Grünflächen-Habitat. „Wir sind aber zuversichtlich bis Baubeginn eine Lösung gefunden so haben“, schmunzelte Wallisch – denn immerhin müssten die Bauarbeiter ja wissen, was sie hier zu tun hätten.
Vor dem Jugendhaus endete der Rundgang – und Gabriele Munk verabschiedete die Referenten mit einem großen Dank. Jugendhausleiterin Krina Sliwa lud die verbliebenen Teilnehmer zum Abschluss noch auf einen Kaffee ins Jugendhaus ein, bei dem man sich noch weiter über das Projekt in Ruhe austauschen bzw. unterhalten konnte.