Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas Rometsch

Großübung im Weilimdorfer Industriegebiet startet mit Verspätung

(ARO)Für Samstag, den 15.10.2022, hatte die Freiwillige Feuerwehr Weilimdorf erneut eine Großübung im Industriegebiet Weilimdorf auf dem Dienstplan stehen.

Doch wie auch bei der letzten Übung dieser Größenordnung, am 25. Mai diesen Jahres im Holder-Park, verhinderte auch diesmal ein Realeinsatz einen ungestörten Übungsverlauf.

Während im Frühjahr zumindest pünktlich begonnen werden konnte und lediglich kurz vor dem geplanten Übungsende die Meldeempfänger das Szenario abrupt beendeten, lösten die Piepser dieses Mal schon 15 Minuten vor Beginn der Übung aus.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschDoch die Duplizität der Ereignisse ging noch weiter, wieder ging es für die Freiwillige Feuerwehr Weilimdorf zu einem Brand 4 in den Giebel, zu einem Mehrfamilienhaus im Lurchweg. Nur wenige 100 Meter vom damaligen Brandort im Kreuzotterweg entfernt, brannte am Samstag eine Küche in einer Erdgeschosswohnung.

Da sich alle Beteiligten der Übung schon im Gerätehaus in der Glemsgaustraße befanden, konnte der Löschzug innerhalb einer Minute ausrücken und erreichte somit in kürzestmöglicher Zeit den Einsatzort.

Die brennende Küche konnte schnell abgelöscht werde und dank der kurzen Eintreffzeit gelang es die Brandausbreitung auf weitere Räume der Wohnung zu verhindern. Somit konnte sich ein Teil des Löschzugs Weilimdorf aus dem Einsatz herauslösen, lediglich das ersteingetroffene Hilfeleistungslöschfahrzeug 20 war weiterhin durch Nachlösch- und Aufräumarbeiten gebunden.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschDies hatte zur Folge, dass die Übung nicht nur mit etwa 45 Minuten Verzögerung begann, es musste auch die geplante Fahrzeugfolge umgestellt werden, da das HLF 20 für den ersten Löschzug vorgesehen war.

Aber wie im realen Einsatz, kann die Feuerwehr auch bei Übungen improvisieren und reagieren. Da außer der Freiwilligen Feuerwehrabteilung Weilimdorf auch die Abteilungen Botnang, Stammheim und Kommunikation an der Großübung teilnahmen, wurde der Aufgabenbereich des HLF 20 der Weilemer Wehr kurzerhand durch ein Löschfahrzeug aus Stammheim übernommen.

Somit konnte nun die aufwendig geplante und vorbereitete Übung im Mittleren Pfad beim Bürogebäude der VPV-Versicherung gegen 10:45 Uhr beginnen.

Übungsauftakt und auch angenommen Übungslage war das Betätigen eines Handdruckfeuermelders im Foyer des Gebäudes durch eine Angestellte. Anlass dazu gab eine Rauchentwicklung aus einem Treppenraum, der von der Empfangshalle in die Tiefgarage des Gebäudes führt.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschNachdem die Brandmeldeanlage den Alarm an die Integrierte Leitstelle Stuttgart übermittelt hatte, alarmierte diese den am Feuerwehrhaus Weilimdorf bereitstehenden Löschzug mit dem Stichwort „BMA 1“ (Brandmeldealarm der Stufe 1).

Nur wenige Minuten später erreichten die ersten Kräfte das Übungsobjekt und fuhren, wie im Alarmplan vorgesehen, über den P&R-Parkplatz an der Weissacher Straße an das Gebäude heran.

Auf ihrem Weg zur Brandmeldezentrale, kurz BMZ, die sich im Bereich des Haupteingangs befindet, konnten die ersten Führungskräfte schon eine massive Rauchentwicklung aus der Einfahrt der Tiefgarage und einem Notausgang derselben erkennen. Dennoch setzten sie ihren Weg zur BMZ fort, da dort nicht nur eingelaufene Melder angezeigt werden, sondern sich auch die Objektpläne und Generalschlüssel befinden.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschParallel dazu wurde auf Grund der starken Rauchentwicklung das Alarmstichwort auf „2.Alarm“ erhöht und damit ein weiterer Löschzug in Marsch gesetzt.

Nachdem der Zugführer die Nummer des eingelaufenen Melders abgelesen hatte, entnahm er die passende Melder-Laufkarte und ging mit Hilfe dieser auf Erkundung. Laufkarten sind laminierte DIN A4-Seiten, auf denen der Weg von der Brandmeldezentrale bis zum jeweiligen Melder genau eingezeichnet ist.

Der betätigte Handdruckmelder war schnell gefunden. Er befand sich ebenfalls im Erdgeschoss des Gebäudes unmittelbar neben einem Treppenraum, in dem eine leichte Verrauchung feststellbar war.

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Auf Grund dieser Lagefeststellung bekam der erste Trupp den Auftrag mit einem Löschrohr in das Untergeschoss vorzugehen. Per Funk wurde zeitgleich der zweite anrückende Zug angewiesen über den Mittleren Pfad anzufahren und dort im Bereich der Tiefgaragenzufahrt Aufstellung zu nehmen.

 

Dies stellte sich schnell als richtige Entscheidung dar, da über das Treppenhaus der Eingangshalle kein Löschangriff in die Tiefgarage möglich war. Dementsprechend verlegten auch die Kräfte des ersten Löschzugs zur Einfahrt der Tiefgarage und nahmen, gemeinsam mit dem 2. Zug, über das Haupttor und einen in der Nähe befindlichen Notausgang mehrere Rohre zur Brandbekämpfung und Absuche der weitläufigen und verrauchten Parkgarage vor.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschWeitere Trupps kontrollierten die Büroetagen des VPV-Gebäudes und konnten dort erste Verletzte retten und dem inzwischen ebenfalls eingetroffenen Rettungsdienst übergeben.

Auch den Atemschutztrupps in der Tiefgarage gelang es mehrere Vermisste, dargestellt durch Dummys, aus dem Rauch zu retten. Eine „Person“ wies keine Vitalfunktionen mehr auf und wurde daher sofort von Feuerwehr und Rettungsdienst reanimiert.

Inzwischen war es auch gelungen den Brandherd zu lokalisieren. Ein auf dem Parkdeck abgestellter Pkw hatte Feuer gefangen und mehrere danebenstehende Fahrzeuge in Brand gesetzt. Durch den massiven Einsatz von vier Löschrohren gelang es den Einsatzkräften den Brand, simuliert durch mehrere Nebelmaschinen und rote Elektroblitzer, unter Kontrolle zu bringen und schlussendlich „abzulöschen“.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschKoordiniert und dokumentiert wurde der komplette Übungsablauf durch die Freiwillige Feuerwehrabteilung Kommunikation, die den Einsatzleiter mit ihrem Einsatzleitwagen und mehreren Führungsassistenten unterstützte und dessen Befehle übermittelte.

Der Rettungsdienst hatte inzwischen einen Patientenablageplatz eingerichtet, an dem alle Geretteten versorgt und anschließend in Kliniken, dargestellt durch das Weilimdorfer Feuerwehrhaus, transportiert wurden.

Der Rettungsdienst, dargestellt durch die DRK-Bereitschaften Feuerbach und Weilimdorf, hatte aber nicht nur die Verletzten aus dem Versicherungsgebäude und dessen Tiefgarage zu versorgen.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschAuch ein, zum Übungsszenario gehörender, Schaulustiger musste, nach seiner aufwendigen Rettung, abtransportiert werden. Der „Gaffer“ wollte, so das Drehbuch, die Einsatzmaßnahmen vom außenliegenden Fluchttreppenhaus des Nachbargebäudes verfolgen und kam dabei auf den stählernen Treppenstufen zu Fall.

Da er sich bei dem Sturz in etwa 12 Meter Höhe eine Beinfraktur zugezogen hatte, musste die Drehleiter der Weilemer Wehr in Stellung gebracht werden um ihn schonend auf Erdgleiche bringen zu können.

Nach einer ersten Versorgung auf dem engen Treppenabsatz wurde er in eine spezielle Kunststoffwanne, Schleifkorbtrage genannt, gelagert und mit Hilfe, der auf dem Korb der Drehleiter angebrachten Krankentragehalterung sicher nach unten transportiert.

In der Tiefgarage waren inzwischen die „Nachlöscharbeiten“ abgeschlossen, allerdings war die gesamte Parkebene immer noch durch den Disconebel „verraucht“.

Für solche Fälle, die Entrauchung großflächiger Gebäudeteile oder Tunnelbauwerken, besitzt die Feuerwehr Stuttgart zwei sogenannte Abrollbehälter-Lüftung, die von der Stuttgarter Straßenbahn SSB beschafft wurden. Auf jedem der beiden Abrollbehälter ist ein sogenanntes „LUF 60“ verlastet.

Übung VPV-Versicherungen Copyright Andreas RometschBei dem Spezialfahrzeug handelt es sich um ein rund zwei Tonnen schweres Raupenfahrgestell, auf dem ein riesiger „Ventilator“ mit rund 1,50 Meter Durchmesser montiert ist. Die Buchstaben LUF stehen für Löschunterstützungsfahrzeug, die Zahl 60 für die Wurfweite des integrierten Wasserwerfers. Der Ventilator hat einen Volumenstrom von 90.000 Kubikmeter pro Stunde, der Luftstrom erreicht dabei eine Geschwindigkeit von bis zu 165 km/h.

Gesteuert wird der kleine, von einem Dieselmotor angetriebene, „Panzer“ mittels einer Fernbedienung, sodass das Bedienpersonal nicht zwingend mit in die verrauchten Bereiche vordringen muss.

Dank der enormen Lüfterleistung des LUF war die ausgedehnte Tiefgarage innerhalb kurzer Zeit vom Disconebel befreit und die Einsatzleitung konnte „Übungsende“ durchgeben.

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Den Abschluss der Übung, an der insgesamt rund 75 Einsatzkräfte der Feuerwehr, des DRK und des THW teilnahmen, bildete das gemeinsame Mittagessen in der Kantine des Versicherungsgebäudes. Zur Verfügung gestellt wurde das Mittagessen, ebenso wie auch das Übungsobjekt, durch die Geschäftsführung der VPV-Versicherungen, der dafür ein großer Dank gebührt.

Bilder: Andreas Rometsch

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