Grüne sind im neuen Stuttgarter Gemeinderat die Gewinner

Die Überraschung steht fest: Bündnis90/Die Grünen sind die Gewinner im neuen Stuttgarter Gemeinderat für die kommende Legislaturperiode – sie konnten sich von 13 auf stolze 18,7 Prozent steigern. Stärkste Kraft in Stuttgart bleibt die CDU mit 32,9 % (21 Sitze), gefolgt nun von der SPD mit 22,8 % (14 Sitze), die GRÜNEN knapp dahinter mit 18,7 % (11 Sitze). Die Freien Wähler kommen auf 9,7 % (6 Sitze), die FDP auf 6,5 % (4 Sitze). Abgeschlagen dagegen entgegen den Prognosen die Republikaner mit 3,9 % (2 Sitze). Überraschend: Sowohl die PDS (1,8 %) als auch die SÖS (1,7 %) erreichten jeweils einen Sitz im neuen Gemeinderat. Die Wahlbeteiligung lag in Gesamt-Stuttgart bei 48,7 % (bei den letzten Wahlen 47,7 %) , in Weilimdorf bei 49,9 %.

Von den 27 angetretenen Weilimdorfern sind Daniela Feindor (GRÜNE), Jürgen Zeeb (FW) und Christoph Gulde (FW) nun im neuen Stuttgarter Gemeinderat vertreten. Die Weilimdorfer wählten übrigens zu 31,3 % die CDU, zu 21,7 % die SPD, zu 12,9 % die GRÜNEN, zu 17,6 % die Freien Wähler, zu 6,8 % die FDP und zu 4,7 % die Republikaner. PDS wie SÖS erreichten im Stadtbezirk nur 1,5 %.

Für die Oberbürgermeisterwahlen am 10. Oktober 2004 ist in Stuttgart damit alles wieder offen. Sowohl SPD (Spitzenkandidatin Ute Kumpf) und GRÜNE (mit Spitzenkanditat Boris Palmer) rechnen sich nun ernstzunehmende Chancen aus, Schuster (CDU) im Herbst den Stuhl des OB streitig machen zu können.

Gemeinderatswahl brachte Verluste für die CDU

Entgegen dem Trend bei der Europawahl, bei der die CDU deutlich zugewinnen konnte und die SPD herbe Verluste einfahren mußte und damit das schlechteste Ergebnis ihre Geschichte einfuhr, muss die CDU in Stuttgart im Gemeinderat Federn lassen. Ersten Prognosen vom Sonntagabend nach liegt die CDU in Stuttgart bei 33,5 Prozent, was einem Verlust von 4,7 Prozent entspricht. Die Prognose des SWR sieht die SPD mit 22,5 Prozent ebenfalls im Minus (-0,9 Prozent). Die Grünen hingegen konnten auf 17,5 Prozent (+4,5) zulegen, auch die Freien Wähler erreichten neun Prozent (+2,6), die FDP 5,5 Prozent (-0,7), die Republikaner fünf Prozent (+0,1), und die sonstige Parteien liegen bei sieben Prozent. Damit ziehen die Republikaner wohl mit mindestens einen Sitz in den Gemeinderat der Landeshauptstadt ein.

OB Schuster zum Wahlkampf in Weilimdorf

Da staunten die Weilimdorfer Bürger am Freitag nicht schlecht. In Begleitung der CDU-Gruppe “5 gewinnt” (mit den Jungpolitikern Alexander Kotz, Stefanie Schrode, Christina Metke, Oliver Kirchner und dem Weilimdorfer Marc Benzinger) war Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster auf Stippvisite in Weilimdorf. So schüttelte Schuster am Markt nicht nur den Damen die Hände, sondern ließ sich auch auf ein paar Gespräche mit den Weilimdorfer Bürgern ein und empfahl zur Gemeinderatswahl am Sonntag zu gehen. Im Anschluss besuchte OB Schuster noch eine Reihe von Einzelhandelsgeschäften und gratulierte auch der Firma Mannsdörfer noch nachträglich zum Gewinn des Zukunftspreises Baden-Württemberg (weilimdorf.de berichtete).

Bei der Gemeinderatswahl am Sonntag treten immerhin 27 Weilimdorfer an, den Gemeinderat mit seinen 60 Sitzen zu erobern. Wahre Chancen allerdings werden wohl nur etwa sieben der 27 haben, ihre Stimme für den Stadtbezirk im Gemeinderat zu erheben. Weilimdorf.de wird darüber informieren, wer es am Ende von den Lokalpolitikern geschafft haben wird. Parallel zur Gemeinderatswahl sind am Sonntag übrigens die Weilimdorfer auch zur Wahl des Regional- und Europaparlaments aufgerufen.

Foto Illner (privat): OB Schuster im Gespräch mit einer Weilimdorferin auf dem Löwen-Markt

50 Jahre Giebel – Fest auf dem Ernst-Reuter-Platz

Als die Stadt Stuttgart Anfang der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts die Siedlung Giebel zwischen Wolfbusch und Gerlingen aus dem Boden stampfte, war sie als Arbeitersiedlung für die Daimler-Mitarbeiter gedacht und als Wohnungsprogramm für Vertriebene Deutsche aus Osteuropa. Mehrere Einkaufsmöglichkeiten sicherten dem Stadtteil von Weilimdorf optimale Bedingungen für eine relativ autarke Versorgung, die auch in diesem Jahr, 50 Jahre nach Gründung des Giebel, Bestand hat. Zentrum von Giebel ist der Ernst-Reuter-Platz, auf dem seit einigen Jahren nun auch immer donnerstags ein Wochenmarkt abgehalten wird. Anfangs mit einem Lächeln abgetan, hat er sich inzwischen zu einer festen Institution gemausert, die Bergheimer und Giebeler kaufen gerne dort ein. Bereits seit fast einem Jahr laufen nun schon die Vorbereitungen zum Festakt der Stadt Stuttgart für die 50-Jahr-Feier am Samstag, 3. Juli, unter der Schirmherrschaft von Weilimdorfs Bezirksvorsteherin Ulrike Zich, sie sind mit dem Motto “der Giebel lebt – der Giebel bebt” nun abgeschlossen. Ein buntes Programm mit Start eines ökumenischen Gottesdienstes um 10 Uhr am Ernst-Reuter-Platz ehren den Giebel, der in den letzten Jahren durch die Sanierung seiner Wohnblöcke sehr an Lebensqualität gewonnen hat. Mit dem Faßanstich mit dem Musikverein Weilimdorf und Begrüßung durch Ulrike Zich wird das Fest um 11 Uhr offiziell eröffnet, für 12 Uhr hat sich Stuttgarts Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster angesagt, der auch die Taufe des Jubiläumszuges der Stuttgarter Stadtbahnen übernehmen wird. Ab 13.30 Uhr beginnt dann das bunte Treiben rund um die 34 Stände und die Festbühne, sämtliche Vereine und Organisationen des Stadtteils haben neben einer Freßmeile auch Info- und Verkaufsstände für Kinder angesagt. Auch einige (Giebeler) Firmen beteiligen sich an diesem Programm, die Sportvereine wie Schulen wollen mit Ballett-Vorführungen, Röhnrädern und Einrad-Akrobatik, aber auch Gesangsdarbietungen das Publikum begeistern. Ausklingen wird ab 18 Uhr der Abend mit LIVE-Musik, zugesagt haben hier die Gruppen Buddies&Co, Crawfis und die Tambourins. Nun ist es Sache von Wettergott Petrus, den Hochsommer an jenem ersten Juliwochenende zusätzlich richtig in Fahrt zu bringen…

Sicherheitslage in Weilimdorf zufriedenstellend

In großer Runde präsentierten am Mittwochabend die Herren Renkewitz und Günzler vom Polizeirevier Weilimdorf vor dem Bezirksbeirat und Sicherheitsbeirat Weilimdorf im Sitzungssaal des Bezirksamtes am Löwen-Markt. „Wenn mein Vermieter mir damals geglaubt hätte, dass mein Gehalt zum Mietezahlen reicht, dann würde ich heute in Weilimdorf wohnen und nicht außerhalb – denn hier lebt man einfach sicher!” So Renkewitz in seinem Fazit über Weilimdorfs Kriminalitätsentwicklung in 2003. Im vergangenen Jahr gab es in Weilimdorf 1.323 Fälle von Straßen- und Gewaltkriminalität, das ist gegenüber 2002 ein stolze Steigerung um sieben Prozent, liegt aber immer noch deutlich unter dem Hoch von 1995 mit immerhin 1.511 Straftaten. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass in 2003 die polizeiliche Kriminalauswertung in Stuttgart auf ein neues Datenerfassungssystem umgestellt wurde und auf diesem Wege einige Fälle noch nicht erfasst sind und im Nachhinein die Fallstatistik noch deutlich steigen kann. Dies gilt allerdings für ganz Stuttgart, aber auch eben für Weilimdorf.

Mit 1.323 Fällen ist Weilimdorf allerdings nur mit 2,6 Prozent an Stuttgarts Straftatenentwicklung beteiligt. Denn die Landeshauptstadt brachte es im letzten Jahr auf 50.227 Straftaten – und ist und bleibt damit dennoch Deutschlands sicherste Großstadt. In Weilimdorf selber ist allerdings ein deutlicher Unterschied zwischen den Stadtteilen zu sehen. So war Bergheim mit 64 Fällen der sichersten Fleck im Stadtbezirk, dicht gefolgt von Wolfbusch mit 79 Fällen, es folgt Hausen mit 111, der Giebel mit 191 und mit weitem Abstand dann nach oben Weilimdorf selber mit 878 Straftaten. Über die Jahre hinweg sind alle Delikte aber auf dem Rückzug. So sank die Straßenkriminalität seit 1995 um 43 Prozent, die schweren Diebstähle gingen um 66 Prozent zurück. Zugenommen hat allerdings die Gewaltkriminalität – sie stieg in den letzten acht Jahren um rund 30 Prozent von 47 auf nun 68 Fälle. Die Aufklärungsquote des Polizeireviers Weilimdorf lag im vergangenen Jahr bei 54,1 Prozent, in der gesamten Landeshauptstadt allerdings betrug die Quote 60,3 Prozent. Damit hinkt Weilimdorf ein wenig hinter dem städtischen Schnitt her.

Herausragendes polizeiliches Ereignis war im vergangenen Jahr die Raubserie in Giebel, als 5 Jugendliche 6 SeniorInnen überfielen, ausraubten und sogar schwer verletzten. Dank des umfangreichen Einsatzes der Polizei in Schulen, in Öffentlichkeitsarbeit und im Streifeneinsatz in Zivil und Uniform konnten die Täter bereits nach wenigen Wochen gefasst werden. Letztlich konnte einem von Ihnen sogar auch noch der Einbruch in ein Gartenhaus im Fasanengarten dank DNS-Spuren nachgewiesen werden. Von Rauschgift im Stadtbezirk ist dem Polizeirevier nichts bekannt, es gäbe zwar Drogenabhängige, aber ein Umschlagplatz ist Weilimdorf nicht. Auch die in der letzten Bezirksbeiratssitzung erhobenen Vorwürfe, dass auf dem Spielplatz in der Mittenfeldstraße Drogenspritzen gefunden worden seien, erwies sich als falsch. Umgehend eingesetzte Drogenhunde konnten keinerlei Spuren von Rauschgift bzw. Spritzen auf dem Gelände finden. Der wohl ungewöhnlichste Autoaufbruch im letzten Jahr war der Fall, dass morgens um 5 Uhr die Alarmanlage einer Nobelmarke losging. Der Besitzer ging schlaftrunken auf den Balkon, schaltete per Fernbedienung die Alarmanlage aus. Als er um 7 Uhr zu seinem Wagen ging um zur Arbeit zu fahren, fand er die Scheiben aufgeschlagen vor und das Auto war leergeräumt…

Foto v.r.n.l.: Herr Günzler, Manfred Renkewitz und Bezirksvorsteherin Ulrike Zich beim Bericht zur Sicherheitslage in Weilimdorf im Bezirksrathaus.

Weilimdorfer Heimatkreis in Platznöten

Seit 1986 ist nun der Weilimdorfer Heimatkreis in der Ditzinger Straße im alten Fachwerkhaus beheimatet, die Heimatstube im 2. Obergeschoss mit dem integrierten offenen Fachwerk ein Blickfang für geschichtliche Ausstellungen und Momente. Doch dank immer wieder eingehender Spenden und Erbschaften von Schlössern bis hin zu altertümlichen Betten platzen nun die Räumlichkeiten des Heimatkreises aus allen Nähten. Erschwerend kommt hinzu, dass der Abstellraum beim Tiefbauamt in der Glemsgaustraße nun wegen Eigenbedarfs der Behörde geräumt werden mußte. Der unermüdlichen Weilemer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ist es zu verdanken, dass die dort gelagerten Utensilien wie Betten, Öfen und andere historische Haushaltsgegenstände bis auf weiteres eine Notbleibe im Keller des Bezirksamtes gefunden haben. „Aber das ist keine Dauerlösung” so Erika Porten, 1. Vorsitzende des Vereins. „Wir brauchen dringend einen neuen Lagerraum, bei einer Mitgliederumfrage im April konnten wir leider auch keine Lösung finden.” Auch Bernhard Klar, Geschäftsführer des Heimatkreises, sorgt sich um die Platzsituation. „In die Heimatstube können nur rüstige Besucher kommen, alte Rentner und Behinderte haben keine Chance, unsere Ausstellungen zu besuchen. Es fehlt der Aufzug. Und nun die Platznöte – am liebsten wäre uns eine große Scheune, die man umbauen kann!” Die Heimatstube teilt sich das Haus in der Ditzinger Straße mit der städtischen Musikschule und dem Vereinsraum für die Weilemer Vereine. Einen eigenen Raum für die Ausstellung hat der Verein im 2. Obergeschoss, direkt daneben eine kleine Kammer für die notwendigsten Utensilien, die der Verein im September 2001 erhalten hat. Und über eine klapprige ausfahrbare Bühnentreppe gelangt man in den Spitzboden – stickig und warm auch jetzt schon im Frühsommer. Doch hier lagern viele Schätze des Heimatkreises wie Schlösser, Bilderrahmen (demnächst für die Ausstellung 50-Jahre-Giebel im Salvatorgemeindehaus), Bienenkörbe, Marktkörbe und vieles mehr. „Bei einem Ausstellungswechsel herrscht hier das totale Chaos” so Porten weiter. „Eigentlich reicht uns ein neuer Lagerraum nicht aus, ein neuer Ausstellungsraum wäre auch nicht schlecht – und dann am besten behindertengerecht ausgebaut.” Erika Porten gerät ins Träumen: die Feuerwehr sollte doch endlich ihr neues Gerätehaus erhalten, dann könnte man doch… Nun erstmal freut sich der Heimatverein, wenn Weilimdorfer ihre Sammlungen für Ausstellungen in der Heimatstube zur Verfügung stellen. Und die Vorbereitungen für das Giebel-Fest laufen auf Hochtouren. Und wer nun dem Heimatkreis noch einen großen Lagerraum zur Verfügung stellen kann, entlastet nicht nur Erika Portens Garage, sondern auch die allegemeine Platznot im Keller des Bezirksrathauses. Telefonische Informationen gibt Erika Porten unter (0711) 834243. Auch sucht der Heimatkreis derzeit für seine Dokumentation “Weilimdorf im Dritten Reich” Zeugnisse wie Briefe, Zeitungsausschnitte oder Fotos. Angaben werden auf Wunsch gerne anonymisiert.

Foto: Erika Porten (links) und Bernhard Klar (rechts) auf dem Dachboden der Heimatstube. Gerade haben Sie einen alten Bienenkorb gefunden…

Blinder Alarm zum Start des Feuerwehrfestes

Exakt acht Minuten vor Start des Feuerwehrwochenendes in Weilimdorf – um 13.52 Uhr am Samstag: Brandmelderalarm ins Industriegebiet! Kurios der Grund: Beim “Tag der offenen Tür” des betroffenen Unternehmens war der Rauch eines Grills ins Gebäude gezogen und hatte den Feueralarm ausgelöst. Mit entsprechend viel Verständnis rückten die Weilemer Feuerwehr-Kräfte nach wenigen Minuten wieder ein um ihr eigenes Fest starten zu können.

Und so stand einem sonnigen Festwochenende in der Kimmichstraße nichts mehr entgegen. Die Jugendfeuerwehr kam zu Ihrer Übungsvorführung, FREDDY-Live unterhielt am Samstagabend die Gäste. Und auch am Samstag wurde durch den Frühschoppen mit dem “Weilimdorfer Schnitzel” als auch dem Cafe Florian (selbstgebackener Kuchen der Feuerwehrfrauen) für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Für Bewegung sorgte da wenigstens die Rundfahrt mit einem Feuerwehrauto, dass sich nur wenige kleine (und große) Besucher entgehen ließen. Und auch ein wenig “Hollywood-Action” kam in der Kimmichstraße auf, als ein Brandeinsatz mit allen Unwägbarkeiten für Trubel sorgte. Natürlich als reine Übung, nicht als Ernstfall…

…die Zähmung des widerspenstigen Bierfasses…

Der schneidige Westwind piff über Weilimdorfs Löwen-Markt, der heuer zum sechsten Male in Folge sich zum inzwischen traditionellen „Weilimdorfer Frühling” gewandelt hatte. Die knapp 10 Grad Außentemperatur waren wohl mit Ursache dafür, dass sich nur wenige Besucher zum Fassanstich mit Bezirksvorsteherin Ulrike Zich am Mittag einfanden – doch die Zähmung des widerspenstigen Bierfasses war mehr als einen Besuch wert. Zich ließ sich ihre Verzweiflung ob des eigenartigen gummiartigen Pfropfens nicht anmerken, der sich mit aller Macht gegen ihr unzähligen Schläge wehrte. Egal ob sie hart oder liebevoll zart zuschlug – das Fass blieb zu. Auch die eilends herbeigerufenen „Fachmänner” der umgebenden Ausschankstände blickten anfangs ein wenig ratlos das Fass und seine eigenartig verschlossene Zapfhahnöffnung an. Doch mit vereinten Kräften (Korken- wie Schraubenzieher) und einer unnachgiebigen Bezirksvorsteherin mit Holzhammer und Zapfhahn kam der Gerstensaft am Ende doch noch zum Fließen – auch wenn die „Überflussgesellschaft” (das Bier rann aus allen Ritzen rund um das Einschlagsloch) alsbald nasse Füße bekam. Und so wurde gezapft was der Hahn hergab und am Ende konnten sich die anwesenden frierenden Stuttgarter Gemeinde- und Bezirksbeiräte doch noch über ein „kühles Blondes” freuen (also das aus dem Glas, nicht zu verwechseln mit der Bezirksvorsteherin!).

Zuvor begrüßte Kristian Dujmic von der Werbegmeinschaft Weilimdorf die anwesenden Besucher und hoffte, dass die Weilimdorfer sich nicht vom kalten Wetter abschrecken lassen (denn es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung!) und das Maibaumfest in Weilimdorf wie schon im Vorjahr zu einem Erfolg werden lassen. Wie in den Vorjahren hat die Werbegemeinschaft auf dem Löwen-Markt eine große Autoschau organisiert, dazu gibt es musikalische Begleitung an der Bühne mit umfangreichen Gastronomieangeboten und nicht zu vergessen die Straßenverkaufsstände vieler Anbieter. „Wer keine warme Kleidung hat, kann sie ja an unserem verkaufsoffenen Sonntag ab 13 Uhr in den geöffneten Geschäften Weilimdorfs noch kaufen”, so Dujmic. „Wenn die Männer keine Lust haben, sollen sie sich ein Bierle auf dem Löwen-Markt gönnen, den Frauen den Geldbeutel überlassen und sie durch die Geschäfte ziehen lassen.” Auch Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ließ sich nicht lumpen, trug ein eigens gedichtes Verslein zum Weilemer Frühling vor, dankte für die viele Arbeit und das Engagement der Werbegemeinschaft und den kostenlosen wunderbaren Maibaum, den der BDS wieder zur Verfügung gestellt hat. Ihre Kampfansage galt den Großmärkten und forderte die Weilimdorfer auf, den ortsansässigen Einzelhandel zu fördern: „wir wollen doch alle die Geschäfte vor der Tür haben!” Und mit seinem Einkauf in Weilimdorf trägt jeder sein Scherflein zum Gemeinwesen bei.

Auch wenn es das ganze Wochenende kühl, windig und zeitweilig auch ein wenig nass von oben kommen kann: mit Soul2One wird am Samstagabend den Besuchern des Maibaumfestes kräftig eingeheizt – und am Sonntag locken viele Sonderveranstaltungen der teilnehmenden Geschäfte mit Aktionen für Kinder und Erwachsene.

Foto (v.l.n.r.): Gemeinderäte Robert Baumstark (SPD), Silvia Fischer (Grüne), Jürgen Zeeb (FW), Bezirksvorsteherin Ulrike Zich und WG-Vorstand Kristian Dujmic

Kuckuck Lustig verzauberte Kinder

Unter der Schirmherrschaft von Prof. Dr. hc. Lothar Späth, Württembergs Ministerpräsident von 1978 bis 1991 und seither in der Geschäftsleitung und Vorstand der JENOPTIK GmbH in Jena tätig, fanden vom 1. bis 8. Mai in Stuttgart die 12. baden-württembergischen Kleintheatertage unter dem Motto “theaterleben” statt. 34 Ensembles (22 aus ganz Baden-Württemberg, 12 Stuttgarter Theater), 14 Spielstätten, 48 Veranstaltungen, ca. 200 Beteiligte sorgten im Theater der Altstadt in der Rotebühlstraße für eine Woche Trubel mit Tanz- und Figurentheater, Kabarett, aber auch für Kinder- und Jugendtheater. Letzteres wurde am Freitag (7. Mai) durch die „Deutschen Kammer- Schauspiele” aus Endingen bei Freiburg geprägt, die mit „Kuckuck Lustig”, einem eher unbekannten Märchen der 2002 verstorbenen Kinderbuchautorin Astrid Lindgren, die Kinder und ihre Eltern in die Welt der Kuckucksuhren entführten. Autor Georg A. Weth erhielt von Lindgren persönlich den Segen, das Märchen für die Bühne dramatisieren zu dürfen, am 21. August 2003 wurde es uraufgeführt. So zeigten sich die Schauspieler Matthias Burger (in Kuckuck Lustig der kranke Gunnar), Claudia Dusold (Gunilla), Annette Greve (Mutter), Cornelius Obermeier (Vater) und Benita Burger (Kuckuck Lustig) bereits als eingefahrenes Team und meisterten souverän und mit viel Liebe zum Detail die ungewöhnliche Geschichte zweier kranker Kinder, die in die Welt der Kuckucksuhr geraten, als ihr Vater aus reiner Nervensache ihnen eine Schwarzwälder Kuckucksuhr schenkt. Wie wahr sind doch die Bemerkungen der kranken Kinder, wenn es darum geht, die Langeweile eines „Schwerkranken” mit nervigen Sätzen wie „gibt es endlich was zu essen”, „Mama kannst Du mal kommen” oder gar „wie spät ist es eigentlich?” dem Publikum zu vermitteln. Da Gunnar und Gunilla ja krank sind, beschließt Kuckuck Lustig, die Kinder nicht nur mit Spässen und Geschichten zu unterhalten, sondern auch die Weihnachtsgeschenke der Kinder für ihre Eltern bei den Wichteln zu besorgen. Und so wird dann beim Legen eines goldenen Eies das Publikum – egal ob jung und alt – kurzerhand mit einbezogen, die Kinder unterstützen Kuckuck Lustig natürlich wesentlich lautstärker als die amüsierten Eltern. Die Kinder aus dem Publikum wurden so flugs mit in die Welt der Kuckucksuhr entführt, bleibenden Eindruck hinterlassen insbesondere die Geschichten über die kleinen Wichtel, die nachts heimlich in der Küche das Geschirr abwaschen und den Kindern die Mathe-Hausaufgaben machen. Da wünschte sich so manches Kind im Anschluss von seinen Eltern eine eigene Kuckucksuhr für das Kinderzimmer…

Bezirksbeirat will Solitudestraße mit Kreisverkehren entlasten

(RED) Sollten die städtischen Kassen klingeln, so steht Weilimdorf seit dem U-Bahn-Bau und der damit verbundenen Umgestaltung des Ortskernes vor mehr als 20 Jahren in naher Zukunft ein neues „Design” ins Haus. Seit langem ist der Verkehrsfluß der Kreuzungsbereiche Solitudestraße mit der Pforzheimer- und Glemsgaustraße an der Belastungsgrenze, Staus zu den üblichen Berufsverkehrszeiten im Kern rund um den Löwen-Platz der ganz normale Wahnsinn. Nun will der Bezirksbeirat diesem Chaos ein Ende bereiten – mit Kreisverkehrlösungen.

So wurde bereits im vergangenen Jahr das Stadtplanungsamt damit beauftragt, Lösungen für die Verkehrsproblematik in Weilimdorf zu suchen, die Favoritenrolle hatte schon damals der Kreisverkehr. Nun standen die Stadtplaner am Mittwochabend mit ihrem ersten Entwurf vor dem Bezirksbeirat und überraschten mit einer durchaus ausgereiften und fast schon abgeschlossenen Planungsphase. So soll im Zuge der Sanierung der Westseite der Köstlinstraße hier nicht nur neue Häuser mit vorgelagerten breiten Gehwegen sowie Parkbuchten mit Baumpflanzungen erfolgen, sondern das „Loch” der U-Bahn-Haltestelle Löwen-Markt gleich mit einer Fußgängerbrücke von der Buchhandlung PUNCTUM zur Metzgerei Nouvel verbunden werden, die Querung der Pforzheimer Straße mit einem Zebrastreifen den Fußgängern erleichtert werden. Die Fußgängerampel vor dem PC-Geschäft POWERCOM soll ebenfalls durch eine Zebrastreifen ersetzt werden. Doch das Hauptaugenmerk richtet sich auf die Solitudestraße. Hier soll im Kreuzungsbereich mit der Renn- und Pforzheimer Straße ein großer begrünter Kreisverkehr entstehen, die Ampeln würden komplett wegfallen, die Fußgänger erhielten Zebrastreifen, die in der Straßenmitte Verkehrsinseln erhalten (bislang sind dies die Abbiegerspuren für die Kraftfahrzeuge). Auch die Ampel an der Kreuzung mit der Glemsgaustraße soll den Plänen nach wegfallen. Doch aufgrund des geringen Platzes kann hier kein großer, sondern nur ein kleiner Kreisverkehr entstehen, der sich durch Pflastersteine vom üblichen Fahrbahnverlauf absetzen soll. So haben Busse und LKW die Möglichkeit, beim Einbiegen von der Glemsgau- in die Solitudestraße Richtung Korntal einwandfrei um die Kurve zu kommen, PKW sind durch die abgesetzten Pflastersteine dazu angehalten, der Kreisform zu folgen. Auch hier sollen die Fußgänger Zebrastreifen zur Straßenquerung erhalten, die Ampeln wären überflüssig. Das Planungsbüro Karajan war mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Diese hat ergeben, dass der Verkehrsfluß durch Weilimdorfs Stadtkern erheblich verflüssigt werde und selbst zu den Hauptverkehrszeiten durch die Kreisverkehre maximal zehn Sekunden je PKW „Wartezeit” zum Einfahren in den Kreuzungsbereich entstünden. Für den Schleichverkehr durch die anliegenden Anwohnerstraßen (Rennstraße, Goslarer und Stedinger Straße) würde dies das Aus bedeuten, da die lästigen Ampelwartezeiten entfallen. Die Bezirksbeiräte zeigten sich nach der Präsentation positiv überrascht und ginge es nach deren Willen, so würde Weilimdorf mit dieser Vorlage bereits „gestern” wieder zur Großbaustelle. Als Bauzeit für den reinen Verkehrsbau nannten die Vertreter des Stadtplanungsamtes ein knappes halbes Jahr, die Kosten würden sich auf rund 450 bis 500.000 Euro belaufen. Nun ist es Aufgabe der politischen Gremien und Gemeinderatsfraktionen, diese Planungsgrundlage zu einem Beschluss zu wandeln und die nötigen Gelder bereit zu stellen. Doch dies geht den Bezirksbeiräten nicht schnell genug: mit neun gegen vier Stimmen wurde nun die Stadtverwaltung aufgefordert, die Fußgängerampel am Westabgang der U-Bahn durch einen Zebrastreifen zu ersetzen, um hier eine erste Entlastung des Verkehrsflusses bereits im Vorfeld einer möglichen Neugestaltung des Weilemer Zentrums zu erreichen. Ein wenig außen vor blieb der Schotterplatz zwischen dem Löwen-Haus und der U-Bahn-Haltestelle. Hier konnten keine neuen Ideen vorgestellt werden. Die Einrichtung eines Biergartens mit schattigen Bäumen ist aufgrund des Untergrundes (Versorgungsleitungen und der U-Bahn-Schachtverlauf) nicht möglich. Vorrang hat daher weiterhin die Lösung der Verkehrsprobleme an der Solitudestraße, erst danach kann an eine Umgestaltung der Platzfläche gedacht werden, wie diese besser genutzt werden kann.

Standard wird heruntergefahren, um Spielplätze zu erhalten

„Der Spielplatz Mittenfeldstraße ist entgegen unserer Erwartungen total heruntergekommen”, so das Eingeständnis von Herrn Härtfelder und Herrn Kirchmaier vom Stuttgarter Garten- und Friedhofsamt gegenüber dem Weilemer Bezirksbeirat am Mittwochabend. Trotz seiner immer intensiveren Nutzung durch den Zuzug von jungen Familien mit Kindern kommt der einst als befriedigend eingestufte Spielplatz in der Prioritätenliste der Stadtverwaltung nicht in den Genuß einer Generalsanierung. „Wir haben in diesem Jahr für die Instandhaltung der Grün- und Spielflächen in Weilimdorf gerade mal 17.000 Euro zur Verfügung”, so Härtfelder verbittert in seinem Statement: „Zwar haben wir heuer je 30.000 Euro für die Neugestaltung der Spielplätze in der Bergheimer Straße und am Dischinger Weg, doch bleibt hier kein Spielraum für Kostenumlagerungen in den Giebel”. Da durch den Stuttgarter Gemeinderat eine Deckelung der Ausgaben bei 60 Euro je Quadratmeter eingeführt wurde, muss der Standard bei allen Spielplätzen in der Landeshauptstadt heruntergefahren werden, kaputte Spielgeräte werden eher durch „naturnaher Gestaltung” ersetzt. Weitere Projekte in 2004 des Garten- und Friedhofamtes in Weilimdorf sind die Erhaltung der denkmalgeschützten Mauer im Pfarrgarten, Erhaltungsmaßnahmen an Kindertagesstätten und Schulen und als Krönung das Feuchtbiotop unter der Brücke der B 295. Doch diese Liste ließ die Bezirksbeiräte eher unbeeindruckt, der Gesprächsschwerpunkte schwenkte erneut in den Giebel und die Mittenfeldstraße. Während Weilimdorf im Ganzen einen „Spielplatzversorgungsgrad” von 72 Prozent hat, sind es im Wolfbusch nur noch 59 Prozent, das Schlusslicht bleibt Giebel mit einer Angebotsdeckung von gerade mal 38 Prozent. Unverständlich daher für die Lokalpolitiker, dass gerade bei diesem Wert die Erhaltung der Spielflächen gerade zum 50jährigen Bestehen des Ortsteils keine Bevorzugung erfährt. „Erst im Doppelhaushalt 2005/2006 werden wir neue Möglichkeiten haben, das Problem Mittenfeldstraße anzugehen”, so Kirchmaier resignierend. Bis dahin will er bemüht sein, möglichst viel aus seinem schmalen Budget der Erhaltungsmaßnahmen in den Giebel zu verlagern. Auch sollen die Baugenossenschaften mit in die Verantwortung genommen werden und ihre LBO-Spielplätze nicht noch weiter abbauen sondern im Gegenteil für die Kleinstkinder wieder wenigstens mit annehmbaren Sandkisten ausstatten. Die Weilmer Polizei ist einstweilen damit beschäftigt, das allabendliche „Meeting” von Jugendlichen auf dem Mittenfeldspielplatz zu beobachten und zu kontrollieren. Denn seit kurzem werden hier nun von den Müttern spielender Kinder Spritzen im Sand gefunden. Ob diese auf Drogenkosum zurückzuführen sind, blieb an diesem Abend ungeklärt. Einen Lichtblick gibt es allerdings für Hausen: hier wird am kommenden Montag (26. April) um 14 Uhr im Beisein von OB Schuster der neue Bachspielplatz mit einem großen Fest eingeweiht.

Foto: der Spielplatz neben der Lindenbachhalle befindet sich in einem sehr guten Zustand – der “Nutzerdruck” bei gutem Wetter ist deutlich an der großen Zahl von Kindern zu erkennen.

Weilimdorfs Jugendarbeit neu strukturiert

Ihren ersten Bericht trug die neu ins Leben gerufene Regionale Trägerkonferenz für Weilimdorf unter Führung von Volker Rösch (Leiter des Jugendhauses in Hausen) und Heike Rippert (Leiterin der Kita Fasanengarten 43) dem Weilemer Bezirksbeirat zu dessen Sitzung am Mittwochabend vor. Bislang war die Jugendarbeit in Weilimdorf durch die altbewährte Stadtteilkonferenz vertreten, in die sich die unterschiedlichsten öffentlichen und privaten Institutionen eingebracht haben. Doch durch das stetige Wachstum Weilimdorfs und die dadurch stattfindende Verjüngung des Stuttgarter Stadtteils wurde im vergangenen Jahr eine Neuausrichtung der regionalen (lokalen) Kinder- und Jugendarbeit nötig, deren „Speerspitze” ab sofort die „Trägerkonferenz” sein wird. Dadurch sollen die Resourcen im sozialen Bereich in Weilimdorf neu gebündelt und die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und den freien Trägern verstärkt und vertieft werden. Die Kooperationspartner der Stuttgarter Jugendhilfe sind die Polizei, die Schulen, Fachämter, die Kirchengemeinden, Vereine, der Bezirksbeirat und in Zukunft vielleicht auch der neu gegründete Weilemer Jugendrat. Für Weilimdorf ergeben sich zwei Varianten der gemeinsamen Wegefindung: während für den gesamten Stadtbezirk Weilimdorf die Handlungsfeldkonferenz ins Leben gerufen wurde, gilt in Hausen durch jahrelang gewachsene Strukturen (COOP) die Jugendhilfekonferenz. Die Stadtteilrunde wird ersetzt durch die Stadtbezirkskonferenz. Die Ergebnisse aus den Konferenzen fließen in Zukunft in die regionale Trägerkoordination ein, die vier bis sechs mal pro Jahr tagen wird. Während in Hausen „alles aus einem Guß” kommen wird, sind die Handlungsfeldkonferenzen für Gesamtweilimdorf aufgeteilt in den Handlungsbereich „Kinderbetreuung” (hier sind u.a. alle Kindertagesstätten und Kindergärten, sowie die Schulen und die Stadtteilbücherei integriert), „Kinder- und Jugendarbeit” (u.a. arbeiten hier die mobile Jugendarbeit, die Jugendfarm und die kirchlichen Jugendarbeiten zusammen) und „Beratung und Bildung” (mit dem ASD, dem Elternseminar, Gesundheitsamt, Jugendgerichtshilfe, Diakonie und Flüchtlingssozialhilfe). Die Beschlüsse der regionalen Trägerkoordination werden dann an die zentrale Trägerkoordination, in die die Leitungen aller öffentlichen und freien Träger integriert sind, weitergeben. Die Bezirksbeiräte hofften in der anschließenden Aussprache, dass durch die vielen neuen Arbeitsgruppen die Jugendhilfe in Weilimdorf effizienter wird und sich letztlich nicht in verwaltungstechnischem Aufwand verzettelt. Bezirksvorsteherin Ulrike Zich wünschte der Leitung der Trägerkonferenz einen erfolgreichen Start, was Rösch und Rippert nun in die Konferenzen in Weilimdorf tragen werden.

Foto (hmg): Heike Rippert (rechts) erläutert zusammen mit Volker Rösch (zweiter von rechts) dem Weilemer Bezirksbeirat die neuen Strukturen der Jugendhilfe im Stadtteil.