Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas Rometsch

Ein Superabschied für eine Superrektorin

(ARO) Diesen Superabschied bescherten Schüler, Lehrer und pädagogischen Fachkräfte der Maria Montessori Grundschule Hausen (MMGH) ihrer Schulleiterin Angelika Müller-Zastrau im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung zum 25-jährigen Bestehen der MMGH am 22.7.2022.

Zu Beginn der Feier begrüßten die Klassenlehrerinnen Rahel Ruf und Wiebke Schönfeld die zahlreichen Gäste. Zu diesen zählten nicht nur die Schulgemeinschaft der MMGH selbst, auch Vertreter der Hausener Kindergärten und der Weilimdorfer Schulen waren gekommen, ebenso wie die Familie und Freunde von Angelika Müller-Zastrau.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas Rometsch

Nach einem musikalischen Intro, in dem der Klassiker „Über sieben Brücken musst Du gehen“ neu interpretiert wurde, überraschten Schüler und Lehrer ihre Rektorin mit einem selbstgeschriebenen Theaterstück. Die Klassensprecher der acht Klassen luden ihre scheidende Schulleiterin ein, „Die Zeitreise unserer Superrektorin“ von ihrem Logenplatz aus zu begleiten.

Die silbern glitzernde Zeitmaschine katapultierte die Rektorin und die Zuschauer zu Beginn zurück ins Jahr 1997, dem Jahr der Schuleröffnung. Dort trafen die Zeitreisesenden neben dem damaligen Schulrat Kuhnle und dem Leiter des angrenzenden Jugendhauses, Volker Rösch, auch auf die ganze Schülerschar.

Allerdings bestand die „Schar“ am Tag der Schuleröffnung aus ganzen DREI Schülern!

Doch auch nur diese drei Schüler wurden schon nach dem Schulmotto, „Der Weg, auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche, wie der Weg, auf dem die Starken sich vervollkommnen“ unterrichtet. Dieses Zitat der Namensgeberin der Schule, Dr. Maria Montessori, wird somit seit einem Vierteljahrhundert an der MMGH gelebt und gelehrt.

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Schon ging die Reise mit der Zeitmaschine weiter in Richtung Zukunft. Zwei Jahre nach der Eröffnung, also 1999, war die Zahl der menschlichen Schulbesucher schon auf rund 140 Kinder angewachsenen.

Zudem gab es inzwischen auch tierische Angehörige der Schulgemeinschaft. Neben Hühnern und Kaninchen lebten auch Fische und Meerschweinchen im und am Schulgebäude. Sie alle waren Teil der tiergestützten Pädagogik, deren Sinn darin liegt, die Kinder dazu zu bringen, pflichtbewusst mit Tieren umzugehen und Verantwortung zu übernehmen.

Dieses Konzept wurde im Laufe der Jahre mit den drei Schulhunden Ben, Chaplin und Nala erweitert und vertieft. Ben, der Labrador von Angelika Müller-Zastrau, wurde sogar der Hauptprotagonist eines von seiner Besitzerin verfassten Buches, „Ben, die Geschichte eines Schulhundes“.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschIn den Jahren nach der Jahrtausendwende stieg die Schülerzahl beständig auf ihre jetzige Größe von rund 180 Kindern an.

Die Zeitmaschine flog an dieser Entwicklung vorbei und landete im Jahre 2015.

In diesem Jahr wurde die MMGH als eine von nur zehn Schulen in Baden-Württemberg zur Kulturschule bestimmt. Dieses Modellprojekt des Kultusministeriums und der Karl Schlecht Stiftung hat das Ziel die kulturelle Bildung an Schulen im regulären Unterrichtsangebot zu stärken.

Neben diversen kleineren Projekten entstand in dieser Zeit auch Nesu’ah, eine Mischung aus Tanz, Musik, Theater und Kunst. Höhepunkt von Nesu’ah waren zwei Aufführungen im JES-Theater in Stuttgart.

Der nächste Zeitsprung ging nur ein Jahr weit, ins Schuljahr 2016/2017.

Hier wurde die MMGH in Partnerschaft mit der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft zur Ganztagesschule. Seit diesem Jahr werden die Kinder Montag bis Donnerstag von 8-16 Uhr, am Freitag bis 12:30 Uhr, verlässlich unterrichtet und betreut. Im Rahmen dieser Kooperation wird auch die Ferienbetreuung gewährleistet.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschNun flog die Zeitmaschine in die Gegenwart, ins Jahr 2022. Dieses Jahr, wie auch die beiden vorhergehenden, war von Schlagworten wie Virus, Notbetreuung, Desinfektionsmittel und Maske geprägt. All dies hatte einschneidende Auswirkung auf den Schulbetrieb und das, nur noch eingeschränkt mögliche, Miteinander der Schulgemeinschaft.

Es wurde aber hervorgehoben, dass die Schule, unter der Leitung von Angelika Müller-Zastrau, das Beste aus der belastenden Situation gemacht habe und die Schüler gut durch die Zeit der Pandemie gebracht habe.

Der Ausblick in die Zukunft, in die die Zeitmaschine nicht reisen konnte, war hoffnungsvoll und zuversichtlich, insbesondere geprägt durch die bevorstehende Fertigstellung des neuen Schulgebäudes.

Damit beendete die Besatzung der Zeitmaschine ihren Ausflug in die Vergangenheit und übergab Wort und Bühne an die Weilimdorfer Bezirksvorsteherin Ulrike Zich.

Frau Zich lobte gleich zu Beginn ihrer Rede die Kinder und Lehrer für eine „Super Show“ die sie mit ihrem Theaterstück geboten hätten. Die darin vorgetragenen Lieder hätten sie in eine „fantastische Stimmung“ versetzt.

Die Bezirksvorsteherin bezeichnete es als Ironie des Schicksals, dass der Beginn von Angelika Müller-Zastraus Zeit an der MMGH von einer Baustelle geprägt war und sie ihren Abschied jetzt wieder auf einer Baustelle begehen müsse.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschFrau Müller-Zastrau habe sich aber weder von der ersten noch von der zweiten Baustelle unterkriegen lassen.

Sie habe 1997 trotz der großen Herausforderung, die die Gründung und Eröffnung einer Schule darstellt, das Montessori-Konzept fest im Stadtbezirk verankert. Dies sei nicht einfach gewesen, da sie parallel dazu die vorhandene und die neu zugezogene Bevölkerung im Stadtteil zusammenführen musste.

Eine große Hilfe sei ihr dabei Volker Rösch gewesen, der Leiter des benachbarten Jugendhauses. Frau Zich führte weiter aus, dass es für Angelika Müller-Zastrau die Worte „Es geht nicht“ weder gab noch gibt. Sie habe durch unendlich viel Kreativität die Schule zu dem gemacht, was sie heute sei.

Dadurch, dass sie es immer wieder geschafft habe Sponsoren zu organisieren, sei es möglich gewesen Projekte zu realisieren, die ohne diese Geldmittel nicht möglich gewesen wären. Dazu gehörten neben dem schon erwähnten Nesu’ah-Theater unter anderem das Zirkus-Projekt und das Verfassen von Büchern durch die Schüler.

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Die Rektorin habe immer sehr viel Herzblut eingebracht und habe jederzeit die Treue zur Idee und zum Ziel gehalten. Angelika Müller-Zastrau sein ein großes Vorbild für viele andere und habe die MMGH zu einem Qualitätssiegel gemacht.

Frau Zich betonte, dass sie, die Schüler und Lehrer und der Stadtbezirk tief in der Schuld von Angelika Müller-Zastrau stehen würden und dankte ihr vielmals für alles, was sie für die Schule und die Schulgemeinschaft bewegt und initiiert habe.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschIhre Rede beendete Ulrike Zich mit einer, augenzwinkernden, Entschuldigung an Ben, den Schulhund. Sie habe völlig vergessen, dass er heute auch in den Ruhestand ginge und daher leider kein Abschiedsleckerli für ihn besorgt.

Die nächste Ansprache hielt die für die MMGH verantwortliche Schulrätin, Frau Claudia Scherer.
Auch Frau Scherer lobte zu Beginn ihrer Rede die tolle Theateraufführung mit der Zeitmaschine.

Sie selbst habe den Werdegang von Angelika Müller-Zastrau leider nur kurz begleiten dürfen, da sie noch nicht lange als zuständige Schulrätin tätig sei. Dennoch sei ihr bereits aufgefallen, dass es sich bei der MMGH zwar an sich um eine „ganz normale Schule“ handle, diese sich aber auf Grund ihrer innovativen Pädagogik einen Namen weit über die Grenzen der Stadt hinaus gemacht habe.

Man merke, dass das Team sich an der Erkenntnis orientiere, dass Kinder gleichen Alters sich völlig unterschiedlich entwickeln und unterschiedliche Lernbedürfnisse haben. Auf diese Bedürfnisse würden die Lehrer und die pädagogischen Fachkräfte der MMGH eingehen und jedem Kind den zeitlichen Raum geben, den es benötigt.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschDer ganzen Schulgemeinschaft sei anzumerken, dass der Leitspruch von Maria Montessori „Lass mir Zeit“ an dieser Schule gelebt werde.

Zum Schluss ihrer Rede umriss Frau Scherer noch kurz den Werdegang von Angelika Müller-Zastrau. Nach ihrem Studium an der PH Ludwigsburg und ihrem bereits 1985 erlangten Montessori-Diplom absolvierte sie ab 1991 an zwei Schulen im Stuttgarter Norden ihren Vorbereitungsdienst. Parallel dazu war sie an der PH Ludwigsburg auch als Ausbilderin tätig. 1997 übernahm sie dann die Leitung der neuen Maria Montessori Grundschule Hausen und sorgte dafür, dass es eine Schule wurde, an der sich die Kinder zu Hause fühlen.

Nach Schulrätin Scherer ergriff Daniela Feindor, die Elternbeiratsvorsitzende der MMGH, das Wort.

Sie lobte das vielseitige Engagement der Rektorin, bei der immer das Wohl der Kinder im Mittelpunkt stand. Durch die vielen von ihr geschlossenen Kooperationen, auch weit über die Stadtgrenzen hinaus, habe Angelika Müller-Zastrau der Maria Montessorri Grundschule zu ihrem heutigen Ansehen verholfen. Dabei sei konsequent das Wohl der Kinder das vorrangige Ziel gewesen.

Bei allen Vorhaben habe die Rektorin weit mehr geleistet, als die Stellenbeschreibung oder Sollstundenzahl dies vorgegeben hätten. Dafür, so Daniela Feindor, möchten sich 25 Generationen Elternschaft mit ihren Kindern vielmals bedanken und ihr alles Gute für den Ruhestand wünschen.

Zum Abschluss konnte Daniela Feindor sowohl die Bezirksvorsteherin als auch den Schulhund beruhigen. Das Abschiedspräsent des Elternbeirats enthielt auch ein extragroßes Päckchen Leckerlis für Ben.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschDaniela Feindor übergab das Mikrofon nun an Julia Pappas, die Vorsitzende des Fördervereins.

Julia Pappas zeigte sich tief beeindruckt von der Seele der Schule. Das Montessori-Konzept gäbe jedem Kind die Chance sich in seiner Individualität zu entfalten und zu entwickeln. Dafür benötige es eine engagierte Schulleitung, die die MMGH in Form ihrer Superrektorin zum Glück gehabt hätte.

Auch Frau Pappas betonte nochmals das große Engagement der Rektorin, die dabei stets das Wohl der Kinder in den Vordergrund gestellt habe.

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Doch nicht nur für die Schule habe sich Angelika Müller-Zastrau jederzeit eingesetzt. Auch für den Förderverein sei sie immer wieder die treibende Kraft gewesen und habe ihn des Öfteren vor der Auflösung bewahrt. Dafür gebühre ihr großer Dank, da gerade im Neubau viele Ideen nur durch Mittel des Fördervereins hätten realisiert werden können.

Als nächstes trat Sabri Sakalli von der Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft (stjg) ans Mikrofon. Sakalli war im Einführungsjahr der Ganztagsschule der zuständige Fachbereichsleiter der stjg.

Er erinnerte sich, dass er sich beim ersten geplanten Besprechungstermin in der MMGH im Datum geirrt hatte und somit eine Woche zu früh in der Schule erschienen war. Angelika Müller-Zastrau habe dies aber pragmatisch gelöst und ihn mit in die Klasse genommen, die sie unterrichten musste. Für ihn, so Sabri Sakalli, sei es die schönste Schulstunde seines Lebens gewesen.

Er sei von Angelika Müller-Zastrau so beeindruckt gewesen, dass er alle weiteren Termine mit ihr gleich morgens einplante, da die Treffen mit ihr ihn für den ganzen Tag inspiriert und beflügelt hätten. Er schilderte sie als eine Pädagogin mit Esprit, für die ihre Schüler stets im Vordergrund standen.

Im Anschluss an Herrn Sakallis Rede ergingen die Segenswünsche der christlichen, der islamischen und der jüdischen Religionsvertreter an alle Anwesenden.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschZum Abschluss der Superabschiedsfeier trat die Superrektorin Angelika Müller-Zastrau selbst auf die Bühne. Sie versprach sich kurz zu halten, wolle aber doch einige Anekdoten aus ihrem Leben preisgeben.

Als erstes verriet sie dem Publikum, dass sie, vor ihrer Schullaufbahn, bereits einen anderen Beruf erlernt hatte, nämlich den der Optikerin und diesen auch ausgeübt hätte. Sie sei aber froh, dass sie bald umgesattelt habe, da der Ausspruch „Kinder betet, Angelika lötet“ nicht ohne Grund entstanden sei.

Sehr froh sei sie auch, dass sich ihr größter Wunsch für den heutigen Tag dadurch erfüllt hätte, dass ihre 94-jährige Mutter, Schulhund Ben und sie selbst der Feier beiwohnen konnten. Dies sei keine Selbstverständlichkeit und sie sei sehr dankbar dafür, so Angelika Müller-Zastrau.

Ihre eigene Mutterrolle sprach Frau Müller-Zastrau auch an, diese sei bedingt durch ihr großes Engagement an der Schule, nicht immer einfach gewesen. Ihre Töchter würden deshalb das Adjektiv „super“ nicht unterschreiben, stattdessen hätten sie, augenzwinkernd, bekundet, „dass der Hund sie erzogen hätte“.

„Erziehung“ und „Eltern“ waren auch die Schlagworte, die Angelika Müller-Zastrau zu Beginn ihrer Tätigkeit an der MMGH zu einer ungewöhnlichen Problemlösung veranlassten. Ihr war prophezeit worden, dass sie damit rechnen müsse, dass es Eltern gäbe, die nicht zu den Elterngesprächen in die Schule kommen würden. Ihre Reaktion darauf war: „Dann mach ich halt Hausbesuche“.

Verabschiedung AMZ an der MMGH Copyright Andreas RometschRückblickend seien es aber dennoch schöne Jahre gewesen, sie habe tolle Schüler und Lehrkräfte gehabt, von Beginn an habe das angrenzende Jugendhaus, insbesondere Volker Rösch, sie sehr unterstützt und sie freue sich, dass die Schule nun endlich den dringend benötigten Neubau erhalten habe.

Angelika Müller-Zastrau bedankte sich abschließend bei allen Anwesenden für ihr Kommen, beim Bezirksbeirat Weilimdorf für die gute und konstruktive Zusammenarbeit und bei den Architekten für Umsetzung der von ihr und den Kindern geäußerten Wünsche.

Bilder: Andreas Rometsch

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