(ARO) Am Sonntag, dem 17.9.2023, fand auf Schloss Solitude der diesjährige „Herzogliche Apfeltag“ statt.
Seit mehreren Jahren veranstaltet das Schloss diesen Aktionstag zusammen mit mehreren Kooperationspartnern, dessen Ursprung rund 250 Jahre in der Vergangenheit liegt.
Zu dieser Zeit war Johann Caspar Schiller, der Vater von Friedrich Schiller, der Gartenintendant von Schloss Solitude. Zu Zeiten von Herzog Carl Eugen war das Jagd- und Repräsentationsschloss nicht nur für seine rauschenden Feste und die Pferdezucht berühmt, auch die von Johann Caspar Schiller betreuten Obstbaumplantagen waren weithin bekannt.
Schiller, der die Gärten des Schlosses rund 20 Jahre leitete, beschäftigte sich intensiv damit einen möglichst erfolgreichen Obstanbau zu betreiben, einen großen Anteil hatten dabei verschiedene Apfelsorten.
Um an Schillers Wirken zu erinnern und die Bedeutung von Natur und Nachhaltigkeit zu vermitteln richtet das Schloss Solitude jährlich den Herzoglichen Apfeltag aus.
Das Schloss selbst bot am Sonntag, neben den üblichen Führungen, auch die Möglichkeit die auf dem Hauptgebäude thronende Kuppel zu besichtigen. Wer den, nicht ganz einfachen, Aufstieg geschafft hatte, konnte einen überwältigenden Ausblick bei strahlendem Sonnenschein genießen.
Auf der Freifläche rund um das Schloss gab es ein abwechslungs- und lehrreiches Programm für Jung und Alt an den Ständen der Kooperationspartner.
Lokalmatador war der Obsthof Hörnle. Dieser große, am Rande von Weilimdorf liegende, Obstanbaubetrieb bot an eine große Auswahl seiner Erzeugnisse an, neben den obligatorische Apfelsorten auch Birnen, Zwetschgen und Kürbisse.
Auf rund 10 Hektar baut die Familie Hörnle verschiedenste Obstsorten an, die im eigenen Hofladen, im Hofautomaten und auf dem Weilimdorfer Wochenmarkt vertrieben werden und damit einen wichtigen Beitrag zum regionalen und damit klimaschonenden Einkauf darstellt.
Wer sich nicht sicher war, welcher Apfel der richtige für ihn ist, der wurde von Familie Hörnle ausführlich über Geschmack und Eigenschaften der verschiedenen Sorten beraten.
Der nächste Stand wurde von der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg betrieben.
Diese hatte zwei völlig unterschiedliche Angebote für die Besucher vorbereitet.
Direkt am Schloss, hatte die Abteilung Technik der PH ihre Lernwerkstatt Drechseln aufgebaut. Hier konnten interessierte Besucher an Mini-Drechselbänken Kugelschreiber und Flaschenöffner herstellen. Unter der fachkundigen Anleitung von Werkstattleiter Thomas Baumhakl und mehrerer Studenten entstanden so viele individuelle Modelle aus dem Naturwerkstoff Holz.
Dies ist eines der Hauptziele der Lernwerkstatt, Kindern und Jugendlichen eine Primärerfahrung in der Holzbearbeitung zu bieten. Dass sich durch die sowohl ansprechenden als auch nützlichen Werkstücke eine hohe Motivation und Begeisterung bei jungen Künstlern ergab, wurde an den ständig belegten Arbeitsplätzen sichtbar.
Beim zweiten Angebot der PH Ludwigsburg trafen hochmoderne Technik und uraltes Kulturgut aufeinander. Zusammen mit mehreren Kooperationspartner entwickelte die PH ein interdisziplinäres und interaktives Bildungsangebot, um den Lebens- und Nutzungsraum Streuobstwiese begreifbar zu machen.
Heraus kam dabei eine App, welche eine Smartphone-Schnitzeljagd bietet, bei der spielorientiert das Kulturgut Streuobstwiese erkundet wird. Im Angebot für das Schloss Solitude wird dabei auch gezielt auf die historischen Aufgaben und Bezügen des Schlosses und der Obstplantagen eingegangen.
Wer nach einem Besuch des Standes der PH einen trockenen oder staubigen Mund hatte, der fand bei der Saftmanufaktur Rösch Abhilfe.
Hier konnte man mit verschiedenen Obstsäften seinen Durst stillen. Das Angebot erstreckte sich jedoch nicht nur auf geläufige Sorten wie Apfel- oder Birnensaft, auch Rhabarber und Quitte waren in gepresster Form erhältlich.
Die in Ludwigsburg ansässige Saftmanufaktur stellt seit über 75 Jahren naturbelassene Fruchtsäfte her.
Das Rohmaterial für die Saftherstellung kommt dabei von württembergischen Streuobstwiesen, die Herstellung erfolgt dabei ohne jegliche Zusätze von Konservierungs-, Farb- und Geschmackstoffen.
Der Vertrieb der fertigen Säfte erfolgt dabei zum größten Teil durch die Selbstabholung der Endverbraucher.
Die Saftmanufaktur Rösch hat es sich zum Ziel gesetzt, die Streuobstwiesen im Grenzgebiet zwischen Ludwigsburg und Asperg zu schützen und aufzuwerten, um den Lebensraum für die dortige Flora und Fauna zu verbessern und damit den Erholungswert für Menschen nachhaltig zu sichern.
Ein weiterer Stand auf dem Herzoglichen Apfeltag wurde von der Wilhelma betrieben.
Auf den ersten Blick mag es ungewöhnlich erscheinen, dass auf einem Aktionstag, der einer Obstart gewidmet ist, ein, nach landläufiger Meinung, Zoo teilnimmt.
Wenn man sich jedoch vor Augen führt, dass die vollständige Bezeichnung der Wilhelma zoologisch-botanischer Garten lautet, erschließt sich der Zusammenhang.
Einer der Fachbereiche der Wilhelma ist die Abteilung Parkpflege, von welcher sich die Betriebsstelle Pfaffenwald auf der Solitude präsentierte.
Der Abteilung Parkpflege obliegt unter anderem die Pflege diverser Grünflächen im Stadtgebiet, unter anderem im Schlossgarten und im Bereich Uni Vaihingen/Pfaffenwald.
Auch die Grünflächen und Anpflanzungen im Bereich des Schloss Solitude gehören zu den Aufgaben der Betriebsstelle Pfaffenwald.
Wie die Betriebsleitern Frau Ludwig erläuterte, wird im Rahmen dieser Tätigkeit auch das historische Erbe von Johann Kaspar Schiller gepflegt.
Auf den Flächen zwischen den Flügelgebäuden und dem angrenzenden Wald werden seit 2019 insgesamt 14 verschiedene „alte“ Apfelsorten angebaut und für die Nachwelt erhalten.
Neben Informationen über die Aufgabenbereiche der Abteilung Parkpflege gab es am Stand der Wilhelma ein Schlossgärtner-Quiz und die Möglichkeit selbst Kräuter einzutopfen, außerdem waren diverse landwirtschaftliche Arbeitsgeräte ausgestellt.
Einen gemeinsamen Ausstellungsstand, der damit auch gleichzeitig eine Premiere darstellte, war der, der beiden Obst- und Gartenbauvereine (OGV) aus Korntal und Münchingen.
Waren die beiden Vereine der Strohgäu-Gemeinde bisher immer getrennt in Erscheinung getreten, ist es die Zielsetzung in Zukunft enger zusammenzuarbeiten.
Unterstützung erhalten sie dabei nicht nur von ihrem Dachverband, dem Kreisverband für Obstbau, Garten und Landschaft Ludwigsburg e.V., auch der Fachwartverein Ludwigsburg unterstützt sie bei ihrem Vorhaben als Gemeinschaft aufzutreten.
Der Fachwartverein Ludwigsburg steht mit seinem Fachwissen den örtlichen OGV zur Seite und arbeitet dabei eng mit den Obstfachberatern des Landkreises zusammen.
Weiterhin bildet der Fachwartverein weitere Fachwarte aus, deren Anwärter aus den Reihen der einzelnen OGV kommen. Nach erfolgter Ausbildung stehen sie dann als Berater und Ansprechpartner für Themen wie Streuobstpflege, Krankheiten und Sortenberatung zur Verfügung, auch Schnittkurse werden von ihnen angeboten.
Dem Gemeinschaftsstand angeschlossen hatte sich der 1939 gegründete Imkerverein Ludwigsburg, mit rund 300 Mitgliedern einer der größten seiner Art in Baden-Württemberg.
Die Besucher erfuhren am gemeinsamen Stand der fünf Vereine alles Wissenswerte über Gartenbau, Anbau und Ernte von Obst und die Bedeutung von Streuobst- und Naturwiesen für Bienen und örtliche Erzeuger.
Die kleinen Besucher konnten den Weg vom Apfel zum Saft selbst darstellen, indem sie mit einer Apfelauflesemaschine die Äpfel vom Boden aufsammelten, sie anschließend häckselten und schlussendlich auspressten.
Dass der frischgepresste Saft sofort verkostet wurde, versteht sich von selbst. Wem dies zu anstrengend war, der konnte am Glücksrad des Imkervereins Fortuna herausfordern.
Alle Beteiligten des Herzoglichen Apfeltags 2023 auf Schloss Solitude zeigten sich von dem großen Zuschauerinteresse begeistert und freuen sich auf eine Wiederholung im kommenden Jahr.
Bilder: Andreas Rometsch